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Das halbe Leben im Gefängnis

CLIO-Vortrag
Über die steirische „Berufsverbrecherin“ und KZ-Überlebende Johanna Manz.
Vortrag

Johanna Manz, geboren 1905 in der Südsteiermark, wuchs als Pflegekind auf, kam als Jugendliche in die Besserungsanstalt Maria Lankowitz, zog als junge Erwachsene nach Graz und wurde Anfang 1942 ins Frauen-KZ Ravensbrück deportiert. Sie galt den nationalsozialistischen Behörden als „Berufsverbrecherin“, denn sie war bis dahin 13 Mal, v.a. wegen Diebstählen, gerichtlich verurteilt worden. Johanna Manz überlebte das Konzentrationslager, kehrte nach Graz zurück, geriet aber rasch wieder mit dem Gesetz in Konflikt. 1951 wurde sie schließlich als „Gewohnheitsdiebin“ zu sechs Jahren Kerker plus Einweisung ins Arbeitshaus Lankowitz verurteilt – dazu kamen zwei Jahre Kerker wegen Kriegsverbrechen als Funktionshäftling im KZ Ravensbrück. 1961 wurde Johanna Manz aus dem Arbeitshaus entlassen. Sie hatte buchstäblich ihr halbes Leben hinter Gittern verbracht.

Diese außergewöhnliche Frauenbiografie berührt zahlreiche Themen, die kaum bekannt und erforscht sind: die Verbrechensbekämpfung der Nazis, die KZ-Häftlingsgruppe der „BerufsverbrecherInnen“, der Umgang mit Funktionshäftlingen, aber auch die Geschichte von Frauenstrafanstalten und Arbeitshäusern und nicht zuletzt die Geschichte des Gefängniskomplexes Maria Lankowitz, der im Leben von Johanna Manz eine so zentrale Rolle spielte.

Sylvia Köchl (Politikwissenschaftlerin, Wien)
Termine
3. Mai 2017, 19:00 Uhr
Veranstaltungsort/Treffpunkt