Kategorie » Lesung/Vortrag/Diskussion

seid furchtbar und wehret euch!

Prosa als avancierte Sprachkunst
Lesung von Cordula Daus aus "Sehr. Liebesroman". Textvorstellung und Gespräch: Ferdinand Sschmatz
Cordula Daus erzählt in zehn experimentellen Minne-Diensten von Kays Abenteuern mit den männlichen Figuren Ran, Rek, Jens, Sef et al. und ihrem Versuch, ein neues Beziehungsmodell zu erfinden. Wie wäre Sex ohne Sinn? Fruchtbarkeit bleibt ein widerspenstiger Faktor, die Heldin wütet sehr und ringt mit Konvention und Begattungsformen.
Der Zusammenprall von Elementen aus Genreroman, Comic- und Social-Media-Sprech mit Anklängen an „hohe“ Liebesdichtung akzentuiert Widersprüche nicht nur weiblicher Konzepte von Selbstbestimmung. Mit sprachsatirischer Verve nimmt "SEHR" die Skripte von Liebe, Sex und Reproduktion auseinander: eine heiter-bittere Revue über die Mechanik von Körperfunktionen und Phantasien sowie das Wuchern seelischer Versehrung in einem Milieu verbindlicher Unverbindlichkeit. Das Debüt von Cordula Daus hebt alle bisherigen Vorstellungen von einem Liebesroman aus dem Sattel.

Selbst bewusst und unnachgiebig suchend revoltiert die Heldin Kay gegen ihre Welt herum, die sie entwirft, sinnlich abstrakt, robust verletzlich zugleich vereinnahmt – und dann doch herauskotzt. Machtzersetzung als Liebesintensität – immer im Moment einer Ich-Bestimmung, die mit körperlicher Erfahrung spielt: experimentiert, sie verengt und erweitert, explosiv. Geschlechterherrschaft adé! (Ferdinand Schmatz)
Termine
15. Jänner 2025, 19:30 Uhr
Weitere Informationen
Eintritt frei!
Veranstalter: Eine Kooperationsveranstaltung von Theater am Lend und Ritter Literatur

Cordula Daus, * 1974, lebt als Autorin, Künstlerin und Performerin in Wien und Berlin. Studium der Kulturwissenschaft (Berlin), der Medienkunst (Barcelona) und Doktoratsstudium in Künstlerischer Forschung (Wien). Sie ist Autorin des sachüberschreitenden Fachjournals Toponymisches Heft und Mitbegründerin der Special Interest Group for Language-based Artistic Research (SAR). Derzeit leitet sie das künstlerische Forschungsprojekt Outer Woman an der Universität für Angewandte Kunst Wien.
"SEHR. Liebesroman" ist ihr Buchdebüt.

Ferdinand Schmatz, * 1953 in Korneuburg, lebt als Autor in Wien und im Südburgenland. Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie. Seit 1978 publiziert er Lyrik und Essays. Herausgeber des Nachlasses von Reinhard Priessnitz. Schmatz leitete von 2012 -2020 das Institut für Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen: u.a. Anton-Wildgangs-Preis 2002, Heimrad-Bäcker-Preis 2006, Georg-Trakl-Preis 2004, H. C. Artmann-Preis 2006, Ernst-Jandl-Preis 2009. Er publizierte mehr als 30 Bücher, zuletzt erschienen: "aufSÄTZE! Essays zur Poetik, Literatur und Kunst" (De Gruyter 2016), "das gehörte feuer. orphische skizzen" (Haymon 2016), "strand der verse lauf" (Haymon 2022).
Veranstaltungsort/Treffpunkt