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Mascha Jacobs: Grazer Vorlesungen zur Kunst des Schreibens, Teil 1

Moderation: Anne-Kathrin Reulecke

»„Und was nützen Bücher“, dachte Alice, „ohne Bilder und Gespräche?“» in Alice im Wunderland von Lewis Carroll. Dieses Zitat führt direkt ins Herz der Vorlesungen, die sich auch an Laurie Andersons „Norton Lectures“ orientieren. Die amerikanische Soundkünstlerin hat diese sechs Vorlesungen im Laufe des Jahres 2021 über das Mahindra Humanities Center in Harvard virtuell auf Zoom gehalten, während Corona also. Das erforderte eine spezielle intermediale Form, Filme, Töne, Texte und Musik, die zu einer wunderbaren Erfahrung für uns alle wurde. Das nimmt sich auch ohne Pandemie die geplante Vorlesung vor, die als Audioperformance konzipiert ist.
Literaturvermittlung in auditiven Medien soll so nicht nur nacherzählt, problematisiert und befragt, sondern mit ästhetischen Mitteln erprobt und aufgeführt werden.

Teil 1: Poetologien als Gespräch und am Übergang »vom Schreiben-Wollen zum Schreiben-Können«
Poetologien gehören zu den Lieblingslektüren von Mascha Jacobs. Umso mehr freut sie sich, dass die Grazer Vorlesungen vor ihrem ersten Roman erscheinen werden. Das Schreibenwollen und das nicht Schreibenkönnen ist das Spannungsfeld, in dem Roland Barthes Vorlesungen „Die Vorbereitung des Romans“ stehen. Mit diesen und anderen Texten wird Roland Barthes zum Tanz aufgefordert, zu einem imaginären Gespräch eingeladen. Denn auch er interessiert sich für Stimme, das Zuhören, das Dialogische und das gesprochene Wort. Genauso wie Ingeborg Bachmann, Clarice Lispector, Lilian Peter, Hilda Doolittle, Heike Geißler, Rachel Cusk und Anne Carson immer wieder dazwischen quatschen werden. „Irgendwo, wahrscheinlich im Himmel, gibt es eine geheime Schaltzentrale, in der das gesamte Weltwissen miteinander im Gespräch ist: über antike Dichtung, über Forellen, über die Wahrheit, die man in Träumen findet, über Brigitte Bardot. Es ist der Ort, an dem die „eigentliche“ Literatur stattfindet. Denn die Gespräche in dieser Schaltzentrale überstrahlen ganze Regalkilometer linear erzählender Gegenwartsliteratur. Der Regie führende Mastermind dieser Vorstellung ist Anne Carson“, schreibt Lisa Kreißler über die Literatin. Roland Barthes antwortet darauf, ohne es gewusst zu haben, in seinen Vorlesungen. „Nach meinem Verständnis ist eine Vorlesung eine ganz eigenartige Schöpfung, weder ganz Schrift noch ganz Wort, durchdrungen von einem impliziten Gespräch (einem stummen Einverständnis).“ (37). Dieses Gespräch führen wir in dieser Vorlesung aus einer explizit materialistisch-feministischen Perspektive.

In Kooperation mit Institut für Germanistik und Literaturverlag Droschl
Termine
Abgesagt! 27. Mai 2024, 19:00 Uhr
Veranstaltungsort/Treffpunkt