Arbeitsstipendien für Bildende Kunst der Stadt Graz


Dotation/Förderungsziel

Die Stadt Graz vergibt vorbehaltlich der Beschlussfassung im Stadtsenat zwei Arbeitsstipendien in der Höhe von je € 5.000,-- für kontinuierliche künstlerische Tätigkeit im Bereich der Bildenden Kunst (Malerei, Grafik, Bildhauerei, Objektkunst, Medien- und Netzkunst). Ziel ist die Anerkennung von Grazer Bildenden Künstler:innen, die eine Unterstützung ihrer kontinuierlichen künstlerischen Arbeit erfahren sollen und dezidiert in Graz selbst tätig sind. Die Stipendiat:innen erklären sich bereit, innerhalb eines Jahres nach erfolgter Vergabe die Ergebnisse ihrer künstlerischen Tätigkeit des betreffenden Zeitraums der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Vergabekriterien

  • Ausgewiesener Graz-Bezug: Geburtsort Graz oder Wohnort Graz oder Arbeitsschwerpunkt in der Stadt Graz
  • Künstlerische Qualität
  • Mindestens eine öffentliche Präsentation der Werke in Graz mit Dokumentation bzw. Katalog

Erforderliche Einreichungsunterlagen (in deutscher Sprache)

bitte nur digital mit dem Hinweis "Arbeitsstipendium Bildende Kunst 2024" einreichen an: kulturamt@stadt.graz.at
  • Formular Arbeitsstipendium
  • Motivations-Statement mit formlosem Ansuchen
  • Biografie
  • Verzeichnis von Ausstellungen
  • Kataloge (nur wenn als pdf vorhanden)
  • diverse Dokumentationen, Pressebericht u. ä. (nur wenn als pdf vorhanden)

Vergabemodus

  • Ausschreibung
  • Bewertung durch Jury
  • Entscheidung durch die zuständigen Organe der Stadt Graz (Kulturstadtrat/Kulturstadträt:in, Stadtsenat)
  • Zudem gestattet der Stipendiat / die Stipendiat:in dem Kulturamt der Stadt Graz, über das Stipendium zu berichten (Website, gegebenenfalls Buch, gegebenenfalls Katalog, gegebenenfalls Massenmedien, wie Zeitungen und ähnliches). Dafür stellen sie ihre Dokumentation und Reproduktionen bzw. Bilder jener Werke, die im Rahmen des Stipendiums entstanden sind, kostenfrei zur Verfügung und erteilen die unentgeltliche Druckgenehmigung auch über das Jahr hinaus.

Formular

Arbeitsstipendien


Richtlinie Arbeitsstipendien


Einreichfrist

31.3.2024

Jury (erweiterter Fachbeirat Bildende Kunst)

Univ.- Prof. DI Mark Blaschitz
DI Markus Bogensberger
Mag. Gerhard Gross
Drin Monika Holzer-Kernbichler
Evelyn Kraus
Margarethe Makovec


KONTAKT:
Maga Bettina Messner
Kulturamt der Stadt Graz
Stigergasse 2 (Mariahilfer Platz), 2. Stock, A-8020 Graz
Tel: +43/316/872/4921
Fax: +43/316/872/4909
e-mail: bettina.messner@stadt.graz.at


Stipendiat:innen 2023

Christoph Grill, Helene Thümmel und Belinda Winkler





Das Werk von Christoph Grill ist über weite Strecken einer Parallelwelt gewidmet, die sich nur wenigen Menschen (physisch) erschließt. Für sein Opus Magnum „Short Stalks at Distant Shores“ streifte er über einen Zeitraum von zehn Jahren durch apokalyptische Landschaften und durch von Stillstand und Zerfall gezeichnete Peripherien in der ehemaligen Sowjetunion. Rigide in seiner Konsequenz, aber mit einem ebenso ausgeprägten Sensorium, hat er an solchen Unorten, denen es an vordergründigen Attraktionen mangelt, die surreale Schönheit der Einsamkeit oder des schlichten Augenblicks festgehalten. Sein beständiges Dringen unter die Oberfläche der Dinge und sein Streben nach Qualität in der Ausfertigung verleihen Christoph Grill eine Sonderstellung innerhalb der steirischen Fotoszene. Mit der Zeit ist ein stattliches Bildarchiv entstanden, aus dem laufend Werkgruppen weiterentwickelt werden, daneben konkretisieren sich Projekte mit neuen thematischen Zielsetzungen. Das Arbeitsstipendium wird dazu beitragen, diese in jeder Hinsicht aufwändige Unterfangen zu unterstützen.


Helene Thümmel erforscht in ihrer künstlerischen Arbeit Zusammenhänge zwischen Gesellschaft, Politik und Wissenschaft. Die Konstituierung von kollektiven Wahrnehmungen und Erinnerungen bildet den Ausgangspunkt für ihr aktuelles Werk. So hat sie sich etwa ausführlich mit Geoglyphen im ehemaligen Jugoslawien beschäftigt, welche den großformatigen Namenszug des 1980 verstorbenen Staatspräsidenten „Tito“ darstellen. Helene Thümmels Projekte befassen sich mit architektonischen und natürlichen Räumen, Materialität und Situationen. Sie ist ebenso interessiert an wissenschaftlichen Erklärungsmodellen der menschlichen Wahrnehmung und des Zusammenlebens als auch den intuitiven Versuchen komplexe Phänomene zu beschreiben. Für ihre Installationen bedient sie sich vielfältiger Werkzeuge und Medien wie Video, Objekten, Text und Fotografie. Der Titel des vorgeschlagenen Projektes „Mandela Mandela“ bezieht sich auf einen Effekt, der das erste Mal in Verbindung mit Nelson Mandelas Tod 2013 beschrieben wurde und eine kollektive falsche Erinnerung bezeichnet. Dieses Phänomen dient als Ausgangpunkt für eine vertiefte künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen Wahrnehmung und Wahrheit. Die Arbeit wird auch lokale historische und gegenwärtige Situationen einbeziehen und wird einen wichtigen Schritt in der künstlerischen Weiterentwicklung der Künstlerin darstellen.


Ein Arbeitsstipendium für bildende Kunst wird Frau Belinda Winkler für das Projekt „ent/bin/den“ zugesprochen. Zwischenmenschliche Beziehungen und wie diese unser Leben beeinflussen stehen im Zentrum der von ihr geplanten Recherche. Sowohl auf persönlicher als auch auf abstrakter Ebene soll der Bindungsbegriff verhandelt werden. Belinda Winkler, die an der Kunstuniversität Linz das Studium „Fashion und Technology“ abschloss, experimentiert in ihren künstlerischen Arbeiten mit unterschiedlichen Techniken und Materialien. Für das Projekt „ent/bin/den“ schwebt ihr der Einsatz von Glas und Metall vor. In einem interdisziplinär angelegten Prozess wird eine interaktive Installation kollektiv erarbeitet. Das Experiment mit Glas und Metall, denen Verschmelzung und Trennung innewohnt, steht dabei im Mittelpunkt. Die Künstlerin versteht den Ausstellungsraum als Ort, an dem Verbindungen entstehen und denkt diesen in der dreidimensional angelegte Installation aktiv mit, eine Reflexion über Bindungen und deren Auflösungen wird konstituiert. Belinda Winkler schließt mit dem aktuellen Projektvorhaben an die langjährige Auseinandersetzung über Körperlichkeit und Intimität an.


Stipendiat:innen 2022

Daniela Brasil, Veronika Hauer und Christina Romirer

Daniela Brasil ist Künstlerin, Aktivistin, Kuratorin, Pädagogin und Forscherin. Sie wuchs in einem tropischen Betondschungel am Atlantik auf und lebte in verschiedenen Bioregionen, bis sie 2010 nach Graz zog. Sie studierte Architektur und Städtebau in Rio de Janeiro, Environmental Urban Design in Lissabon und Barcelona sowie Soziale Bildhauerei in Oxford, und erhielt ihren MFA und PhD in Künstlerischen Strategien für öffentliche Partizipation an der Bauhaus-Universität Weimar. Sie war Lehrerin und Forscherin an der Bauhaus-Universität Weimar und am Institut für zeitgenössische Kunst der Technischen Universität Graz. Das für das Arbeitsstipendium der Stadt Graz eingereichte Projekt nennt Brasil „Into the Cracks“. Sie sieht ihr Projekt als Fortsetzung dessen, was sie zum Zeitpunkt der Rückgabe der Lukesch-Sammlung durch das Universalmuseum Joanneum an das Museu Nacional do Rio de Janeiro begonnen hat. In ihrem Projektantrag schreibt sie dazu „This project is a continuation of my artistic-research that follows the colonial paths in reverse, reframing hegemonic narratives, reconnecting with subaltern and untold stories into translations to actualize and recontextualize legacies into the complexity of the transcultural contemporaneity. (…) The research method chosen involves diverse stake- holders (human and non-human) through conversations and interviews that will be recorded for the final exhibition.” Zu erwarten ist ein nichtdisziplinäres Weben von Geschichten zwischen Zoologie, Geologie, Botanik und Ethnographie, eine künstlerische Recherche, die darauf abzielt, Verstrickungen zwischen diesen Erdwesen (Marisol de la Cadena) zu finden und gleichzeitig Fiktion und spekulative spekulative Fabulation zu vermischen (Donna Haraway). Daniela Brasils Arbeit zielt darauf ab, visuelle und mündliche Erzählungen in „a new artistic language and format“, wie sie es nennt, zusammenzuführen.





Veronika Hauer entwickelt ihr künstlerisches Werk konsequent weiter und begleitet ihre Arbeit durch eine fundierte Auseinandersetzung mit den zugrundeliegenden Referenzen und Themen. Unter dem Titel „The Animated Alphabet“ beschäftigt sie sich in Form von grafischen und skulpturalen Werken seit einigen Jahren mit Zeichensystemen, Schrift und Buchstaben. Zeichen und Zahlen werden von ihr in poetischen Kompositionen aus dem ursprünglichen Sinnzusammenhang entfernt und in einen oft durchaus auch subtil ironischen Bezug zum Menschen und dessen Körper gesetzt. Das Vorhaben von Veronika Hauer sieht vor, sich vertieft mit dem Werk der 1892 in Wien geborenen Kinderbuchautorin und Illustratorin Tom Seidmann-Freud zu beschäftigen und die gewonnenen Erkenntnisse in die eigene Arbeit einfließen zu lassen. Tom Seidmann-Freud stellt eine Künstlerin mit einer sehr komplexen Biografie, einem sehr bedeutenden Werk und hoher Relevanz für die österreichische Kulturgeschichte dar. Die Beschäftigung mit dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit soll auch in Form von intensiven Recherchen erfolgen und lässt das Entstehen vielschichtiger und relevanter Arbeiten erwarten.





Christina Romirer begibt sich für ihr „Archiv der erfundenen Steine“ auf einen archäologischen Survey an die Ufer der Mur. Dabei gilt ihr Augenmerk nicht Hinweisen auf die Frühgeschichte der Menschheit, sondern Fundstücken, die als Marker für den Entwicklungsstand unserer neuzeitlichen Gesellschaft dienen. Müll in seiner unterschiedlichen Ausprägung wird gesammelt, dokumentiert und seine Fundstellen kartiert. Ausgewählte Objekte, wie Plastikflaschen, Verpackungen etc., werden mittels Gipsabguss partiell reproduziert und mit Formen, die Steinen nachempfunden wurden, kombiniert. Die so entstandenen „Plastiken“ bilden ein Archiv, das in der Art von Steinsammlungen präsentiert wird. Ein Teil dieser „erfundenen Steine“ wird jedoch wieder an den ursprünglichen Fundort zurückgebracht und der Natur übergeben. Mit Hingabe widmet sich die Künstlerin den formalen Qualitäten eines Materials, das in der Regel – bewusst oder unbewusst – als Störfaktor ausgeblendet wird und erhebt es in seinem Rang. Dieser Transformationsprozess ermöglicht aufmerksamen Spaziergänger:innen über den Moment der Irritation einen erfrischenden Perspektivenwechsel im Diskurs über Wertesysteme in der Gesellschaft.





Stipendiat:innen 2021

Evelyn Loschy, Christian KRI Kammerhofer und Georg Klüver-Pfandtner

Evelyn Loschy hat 2003 die Klasse „Transmediale Kunst“ bei Brigtte Kowanz an der Akademie der bildenden Künste in Wien abgeschlossen. Seither beschäftigt sich die vielseitige Künstlerin mit kinetischen Skulpturen, die als scheinbar harmlose Alltagsgegenstände wie z.B eine Schaukel den Charakter einer bedrohlichen Maschine annehmen können. In zerstörerischer Wucht schwankt sie zwischen der kindlichen Erinnerung des friedlichen Schwingens und der vollen Härte ihres Aufpralls. Nun plant Evelyn Loschy neue Arbeiten, u.a. „UNTITLED (Kinetic Sculpture #5)“, die neben den präzisen mechanischen Konstruktionen auch das Experimentierfeld fluider Masse beinhalten sollen. Das Stipendium möge ihr dieses Experiment zum Erfolg führen und damit der Idee vom Werden und Vergehen in der Langsamkeit der maschinellen Schöpfung Form verleihen.


In der konsequenten Rückführung seiner künstlerischen Praxis auf elementare Prozesse und grundlegende Materialien gelingt es Christian Kammerhofer bisweilen Interpretationsräume zu schaffen, die sich über die banale Anmutung hinaus vielschichtig erweitern lassen. Sein ausgeprägtes Gespür für verborgene Ironie und Absurditäten fördert er in einem breit angelegten Spektrum von Ausdrucksmitteln und Techniken zu Tage. Dabei sind es üblicherweise nicht die „großen Themen“, denen er sich widmet. Bevorzugt operiert er mit Werkstoffen, die dem Alltag entnommen sind, die künstlerisch unverbraucht, mitunter skurril erscheinen und eine gewisse Vorliebe für Lebensmittel erkennen lassen. Im konkreten Fall verwendet Kammerhofer für das Projekt „Zirkusrad“ Erdnußflips und anderes Knabbergebäck, welches er mittels Heißklebepistole zu modularen Formelementen verbindet, danach in Bronze gießt, neu arrangiert und zu Objekten verschweißt. Bemerkenswert ist dabei die Veredelung eines billigen wie vergänglichen Ausgangsmaterials durch einen ebenso aufwändigen wie kostenintensiven Verarbeitungsprozess. In der Wahl der „Zirkusräder“ eines heimischen Snack-Erzeugers, der als Konsequenz auf die "Black Lives Matter"-Bewegung von der Bezeichnung "Zigeunerräder" Abstand genommen hatte, setzt Kammerhofer ein Statement zur aktuellen Debatte über Alltagsrassismen.


Georg Klüver-Pfandtners Arbeit ist interdisziplinär und verbindet u.a. Fotografie, Video, Installation und Performance mit Queer-Theorie. Im Text zu seinem Arbeitsvorhaben „HUMAN NATURE / WILD THINGS / CALMING SIGNALS (Arbeitstitel)“ beschreibt Klüver-Pfandtner Idee, Herkunft, Umfeld, Prozess und Realisierung in überzeugender Weise. Das neue Vorhaben soll einerseits das eigene Projekt „(empty) space – Vom Leben der Verzweiflung“ weiterführen, dass sich mit der „Narrativierung und Naturalisierung“ von gesellschaftlichen Strukturen in (Tier-)Dokumentarfilmen auseinandersetzt, andererseits soll es seinen Ausgangspunkt in der „low theory“ des US-amerikanischen Theoretikers Jack Halberstam und dem Begriff der „queer futurity“ des US-kubanischen Theoretikers José Esteban Muñoz. Die prozessuale, performative und queere Arbeitsweise von Georg Klüver-Pfandtner lässt sinnlich-persönliche Dokumentationen über „ein Entkommen aus der gegenwärtig vorherrschenden kapitalistischen heteronormativen Matrix“ erwarten. Darüber hinaus hat das Arbeitsvorhaben das Potenzial radikal-utopische Ansätze für ein postanthropogenes Leben auf der Erde zur Diskussion zu stellen.


Stipendiat:innen 2020

Marta Navaridas und Maria Schneider

Ein Arbeitsstipendium für Bildende Kunst wird Marta Navaridas für das neue Projekt „On Skin“ zugesprochen. Dabei führt die in San Sebastian geborene und seit mehr als 10 Jahren in Graz lebende Künstlerin die Serie „Blue Drawings“ weiter, die sie im Jahr 2015 begonnen hat. Marta Navaridas zeichnete auf weißen Kleidungsstücken für ausgewählte Persönlichkeiten, auf Gipsbandagen, die auf Körperteile aufgetragen wurden, und zuletzt auf der intimsten und persönlichsten Oberfläche, der Haut. Kugelschreiber und Marker sind dabei ihr Medium, die Farbwahl fällt immer auf Blau. Für „On Skin“ wählt die Künstlerin Menschen aus, die bereit sind, ihre Geschichten mit ihr zu teilen und die Haut als Träger der Zeichnungen zur Verfügung zu stellen. Die in den Zeichensitzungen entstandenen Werke werden fotografisch festgehalten, an Schauplätzen, die gemeinsam mit den Teilnehmer*innen bestimmt werden. Marta Navaridas interessiert sich für das Arbeiten mit vielfältigen Körpern abseits normativer Erwartungen.

Maria Schneider ist Teil der Künstler*innenvereines „Der Rote Keil“, wo sie im Kollektiv, aber auch unabhängig davon in ihrem Atelier arbeitet. Die 1992 geborene Absolventin der Ortweinschule im Fachbereich Fotografie und Multimedia Art, absolvierte dort als Draufgabe die Meisterklasse für Bildhauerei, die sie 2017 beendete. Ein Stipendium der Initiative „Kürbis Wies“ schloss nahtlos an. Seither arbeitet Schneider vor allem in den Bereichen Bildhauerei, Installationen, Fotografie und Grafik. Ihr eigenständiges Werk ist noch sehr jung, zeugt voller interessanter Ansätze und vielversprechender Weiterentwicklung. Ihre Auseinandersetzung im Dazwischen von Raum, Bühne, Installation und partizipativer Performance will sie hinsichtlich „Freiheit“ untersuchen. „Mein Thema heute ist, so fürchte ich fast schon beschämend aktuell“, schrieb Hanna Arendt in ihrem Essay „Die Freiheit, frei zu sein.“ Maria Schneider stellt die Frage aus völlig veränderten gesellschaftlichen Bedingungen, an Aktualität hat sie auch heute tatsächlich noch immer nicht verloren.

Stipendiat:innen 2019

Anita Fuchs, Elisabeth Gschiel und Walter Kratner

Ein Arbeitsstipendium für Bildende Kunst wird der Künstlerin Anita Fuchs für das Projektvorhaben „Grenze“ zugesprochen. Dabei begibt sie sich, wie sie das auch in der Zusammenarbeit im Künstlerinnenduo RESANITA oftmals gehandhabt hat, in den Naturraum und versteht diesen als Ausgangspunkt und Verhandlungsraum der künstlerischen Praxis. In dem vorgeschlagenen Projekt geht es um die Beforschung eines abgelegenen Waldstücks an der österreichisch-ungarischen Grenze, das von der Künstlerin auf verschiedenen Ebenen erkundet wird, sei es in dokumentarischer Form, die Spuren des Eisernen Vorhangs erfassend, die Anwohner*innen interviewend oder auch im Sammeln und Ernten von Waldfrüchten. Mittels einer temporär installierten Wildkamera wird die sich ständig verändernde Natur festgehalten und in minimalen Inszenierungen in die Situation vor Ort eingegriffen. Das sich tage- und wochenlange Aufhalten in der Natur ist Teil des Konzepts und eine physische Auseinandersetzung mit dem Ort ebenso wie ein kontemplativer Akt. Das künstlerische Arbeiten in der Grenzregion, die intensive Beschäftigung mit der wechselvollen Geschichte und die Auseinandersetzung mit der Natur in jener Region, in der Anita Fuchs aufgewachsen ist, sind ebenso Bezüge wie der sich heuer zum 30. Mal jährende Fall des Eisernen Vorhangs.

Elisabeth Gschiel (*1975 Hartberg) lebt und arbeitet in Graz. Als studierte Architektin hat sie die Nähmaschine für sich entdeckt und damit ihr Manifest mit Nadel, Strom und Faden auf, ins und durchs Papier gebracht. Für ihre zuweilen großformatigen Arbeiten verwendet sie Kurzwaren, Kleiderhaken oder Abfallmaterialen aus Plastik, historische Fotografien oder Aufnahmen aus dem eigenen Archiv. Stich für Stich überträgt sie ihre Ideen auf den Untergrund. Ihre Arbeit ist poetisch, konstruktiv, geordnet, überlegt und sehr präzise. Eindrucksvoll schafft sie mit Nadel und Faden Zeichnungen, die den Blickwinkel auf den Alltag verändern und dabei schärfen. Als „Näherin“, wie sich selbst gerne bezeichnet, schafft sie einzigartige Landschaften oder überarbeitet Portraits. Ihre Technik und die eingesetzten Materialien charakterisieren ihre unverwechselbaren Bilder und Objekte. Ihre Beharrlichkeit und Geduld befördern einen konsequent beschrittenen Weg, den man in der von ihr gestalteten Monografie „strich=faden“ in seinem vollen Umfang sehr gut nachvollziehen kann.

Walter Kratner, Jahrgang 1954, schöpft sein Vokabular vorwiegend aus einem bereits existierenden Formenspektrum, das triviale Gegenstände und Materialien genauso umfasst wie Objekte, denen eine gewisse Patina, entstanden im Lauf der Zeit oder durch Gebrauch, anhaftet. Der künstlerische Schöpfungsprozess beginnt bereits darin, eine wie auch immer geartete inhaltliche Aufladung eines Gegenstands zu lesen und ihn in der Folge einer angemessenen Überarbeitung zu unterziehen. Nie genügt ihm dabei der rein formale Aspekt. Herausgearbeitet werden jene Qualitäten, die - jenseits oder gerade wegen - ihrer Alltäglichkeit, das Potenzial besitzen, Gedankenprozesse zu erzeugen. Walter Kratners Arbeiten, von den grafischen Werken, den Arrangements bis hin zu den raumgreifenden Installationen, rücken die Notwendigkeit ins Bewusstsein, das eigene Tun zu hinterfragen, Stellung zu beziehen zu Geschehnissen in der Vergangenheit und Verantwortung zu zeigen gegenüber aktuellen gesellschaftlichen Ereignissen. Das Buch, als Material wie auch Informationsträger, steht im Mittelpunkt seiner aktuellen Objektreihe „Broken Books“, deren Weiterentwicklung mit dem Arbeitsstipendium ermöglicht werden soll.

Stipendiat:innen 2018

Johanna Regger und Erwin Polanc

Johanna Regger ist 1989 in Graz geboren und hat Architektur in Graz und Valencia studiert. Bereits in ihrer Masterarbeit, die der Verlag der TU Graz als Katalog 2016 veröffentlichte, verweist das Ausnahmetalent eindrucksvoll auf die engen Zusammenhänge zwischen Gesellschaft, Architektur, Zeichnung und Handlung. Eine wichtige Rolle der Baukünstlerin/des Baukünstlers ist heute – vielleicht mehr als in vergangenen Jahren – mit Arbeiten nicht nur auf Aufgabestellungen des freien Marktes zu reagieren, sondern verstärkt auch selbst zeitgemäße Fragestellungen aufzuwerfen und zu bearbeiten. Damit ist es in der Architektur aktuell wieder möglich, den Fokus vom Auftragswerk und der Baudienstleistung, hin zur freien künstlerischen Arbeit zu lenken.
In ihrem neuen Projekt, das die Künstlerin Johanna Regger mit exakten Beschreibungen und eindrucksvollen Zeichnungen hinterlegt, ist die Stadt Graz Ort und Inhalt der Handlung. Mit der Zuerkennung des Stipendiums verfolgt die Jury, die junge engagierte Grazer Architektin, Zeichnerin und Autorin, auf ihrem Weg eine eigenständige künstlerische Position zu entwickeln, maßgeblich zu unterstützen.

In seinem Fotozyklus „Auf der Suche nach dem Glück“ widmet sich Erwin Polanc (geb. 1982) seit 2015 verschiedensten Gegenden in der Steiermark. Auf seinen Streifzügen fördert er Zwischenbilder zutage, wie sie sich einem Beobachter oder einer Beobachterin erst nach eingehender, sensibler Annäherung an einen Ort zu eröffnen vermögen. Alltägliches und Nebensächliches erscheint im liebevollen Blick des Fotografen mitunter skurril oder unfreiwillig komisch – nie geht es Erwin Polanc aber dabei um einen despektierlichen Blick, der bloßstellen oder auch nur ironisieren möchte. Die Bilder des Fotozyklus liefern einen Blick auf das Land von jemandem, der – selbst aufgewachsen in Neumarkt – das Sensorium für das Land besitzt. Erwin Polanc präsentiert mit seinem aktuellen Fotozyklus das Ergebnis eines konsequenten und überaus zeitintensiven Arbeitsprozesses, in dem Einblicke in ein vertrautes Umfeld mit großer Bedachtsamkeit ausgewählt werden, und in dem die präzise Darstellung von Menschen und von Begebenheiten in ihrer scheinbaren Beiläufigkeit eine glaubhafte Authentizität zu vermitteln vermag. Mit dem Arbeitsstipendium wird dem Künstler die Gelegenheit gegeben, die Arbeit an seinem umfangreichen Bildkomplex weiterzuführen.

Stipendiat:innen 2017

2017 wurden keine Stipendien beschlossen.

Stipendiat:innen 2016

Zita Oberwalder und Studio ASYNCHROME

Zita Oberwalder lebt und arbeitet in Graz. Als gelernte Fotografin hat sie sich Mitte der 80er Jahre der künstlerischen Fotografie verschrieben, die sie meist analog und in Schwarz-Weiß anfertigt. Die vielfach auf Reisen aufgenommenen Plätze und Orte zeigen keine herkömmlichen touristischen Sujets, sondern Knotenpunkte der globalen, mobilen Gesellschaft, zufällig Vorgefundenes oder biografische Orte des antiken Schriftstellers Ovid. Ihre Fotografien sind geprägt von weltweiten Bewegungen, Zeit- und Ortsverschiebungen. Narrativ bedienen sich dabei literarischer Textfragmente, die zusätzlich einen historischen Rahmen öffnen. Sehr sensibel nutzt sie dabei den Kontrast von Schwarz und Weiß, aber auch eine sehr subtile Bildkomposition und sehr gekonnt schafft sie – oft im gleichwertig ausgerichteten Format des Quadrats - eine poetische Zeitlosigkeit im Gleichgewicht von Fokus, Perspektive und Ausschnitt. Die dauerhaft prägnante Arbeit einer der wichtigen Grazer Fotografinnen soll aus Sicht des Fachbeirates mit einem Arbeitsstipendium unterstützt werden.

studio ASYNCHROME wurde Ende 2013 von Marleen Leitner und Michael Schitnig gegründet und ist seither eine der ganz wenigen noch in Graz arbeitenden Gruppen der jüngeren Generation, die Architektur nicht nur als Dienstleistung sondern vor allem auch als disziplinenübergreifende freie künstlerische Arbeit auffassen und betreiben. "Die Ausdrucksformen reichen dabei von Fotografie, Zeichnung, Malerei, Installation bis hin zu Animation. Dieses spartenübergreifende Arbeiten ermöglicht ein multiples Blickfeld hinsichtlich der angestrebten Bearbeitungsfelder. So prallen plurale Realitäten und Wirklichkeiten aneinander, stoßen sich ab und überlagern sich." (studio ASYNCHROME 2015) Der Beirat erachtet diese Position als einen wichtigen Beitrag für die Kunstproduktion in Graz und die Arbeit des Duos als besonders förderungswürdig.

Stipendiat:innen 2015

Nayari Castillo-Rutz und Gerald Hartwig

Ein Arbeitsstipendium für Bildende Kunst wird Frau Nayari Castillo für das Rechercheprojekt „Zur Archäologie des Reisens“ (Kapitel Graz) zugesprochen. Dabei beschäftigt sich die in Venezuela geborene Künstlerin mit Fragen der Identität, die sich insbesondere in Situationen der Emigration stellen. Nayari Castillo untersucht die hybriden Vorstellungswelten des Reisens, die sich während einer Dislozierung herausbilden. Der postkoloniale Diskurs der Karibik, der ihr als Modell für postmodernes Handeln und transkulturelles Denken gilt, dient als Folie. Gesammelt und erforscht wird mit Hilfe von Text, Fotografie und Objekt, es entstehen fünf bis sieben Interventionen im öffentlichen Raum in und um Graz.
Die Arbeitsweise von Nayari Castillo ist vor allem durch das Wollen und Ermöglichen von Kommunikation und Dialog geprägt. Beides lässt sie zwischen Menschen stattfinden – die Künstlerin involviert Personen, die ihre Erzählungen und Erfahrungen in das künstlerische Werk einbringen –, aber auch über Objekte und die Geschichten und Konnotationen, die diese in sich tragen. Aus technischer Sicht arbeitet die Künstlerin im besten Sinne multimedial und bedient sich jener Mittel, die zum gerade auszuführenden Projekt am besten passen.

Gerald Hartwig lässt sich nicht einordnen. Die traditionellen Kategorien der Bildenden Kunst haben für ihn keine Bedeutung. Sie haben auch bei der Auseinandersetzung mit seinem schon vielfältigen Gesamtwerk ausgedient. Sie bleiben bloß Anhaltspunkte für eine analytische Bewertung der künstlerischen Qualität jener medialer Teilbereiche, die er konsequent zu vernetzen versteht. Erfolgreich betätigte und betätigt er sich als Maler, Drehbuchschreiber, Filmemacher, Bühnenbildner, Performancekünstler, Graphiker, Illustrator und Zeichner.
In seinen Graphic Novels versteht er es ausgezeichnet, viele der genannten Sphären miteinander zu verknüpfen – die filmische Dramaturgie einer literarisch berührenden Story, atmosphärisch- malerische Elemente und seine locker wirkende, zeichnerische Prägnanz – wofür die Publikation „Chamäleon“ ein hervorragendes Beispiel ist.
Das Arbeitsstipendium 2015 soll Gerald Hartwig auch dazu dienen, seine vielfältigen künstlerischen Aktivitäten, die er nach seiner Rückkehr nach Graz entwickelt hat, zu unterstützen. Vor allem soll es dem Künstler dadurch erleichtert werden, seine neue Graphic Novel, die sich mit Grundfragen der menschlichen Existenz wie mit deren Zukunft beschäftigt, und bezeichnenderweise „Eden“ heißen soll, weiter zu entwickeln und – wenn möglich – fertigzustellen.

Stipendiat:innen 2014

Maria Schnabl und E.D. Gfrerer

Maria Schnabl ist auf der Suche nach den Spuren, die Menschen in Landschaften in Form von Kultivierung, Architektur oder angelegten Ordnungssystemen hinterlassen. Sie fotografiert in der Natur und erstellt in narrativen Serien Zusammenhänge, die manchmal surreal, zuweilen auch skurril erscheinen. Mit einfühlsamen Portraits dokumentierte Maria Schnabl unsentimental und präzise Bilder vieler Leben von Roma in Bosnien und Herzegowina.
Maria Schnabl ist 1983 in Graz geboren und hat hier die Ortweinschule absolviert. Ihre Arbeit ist genau recherchiert, aufs wesentliche konzentriert und vielversprechend im fotografischen Blick. Das ihr gewährte Stipendium möge sie in ihrer konsequenten Arbeit bestärken.

"die permanente notwendigkeit, welt in erfahrung zu bringen, zwingt zur konstruktion von wirklichkeit, erzwingt die untersuchung und überprüfung von tauglichkeit und tragfähigkeit des hergestellten." (e.d gfrerer)
"Leerstellen im Gefüge" sind es, an denen E.D Gfrerer seine künstlerischen Untersuchungen ansetzt: Zwischenräume, Intervalle, deren Potential als gedankliche "Anschlussstellen" er unter der alltäglichen Wahrnehmungsschwelle aufspürt und mit ortsbezogenen Raum-Konstruktionen sichtbar macht. So verdanken wir einer Baustelle und dem Ergebnis von Gfrerers "konkreter Bezirksarbeit" das Bewusstwerden einer direkten Verbindung zwischen Graz und dem Schwarzen Meer*.
Ansprüche auf Dauerhaftigkeit sind dem diplomierten Architekten, der seit 1992 als freischaffender Künstler agiert, fremd. Seine konzeptuell überzeugende Arbeit erfährt durch die Verwendung "armer" Materialien entscheidende Brüche. Sein Interesse gilt dem Temporären. "Räume als flüchtige Unterstände" sind es denn auch, die E.D Gfrerer 2014 in Graz und Sarajevo installieren wird, er selbst wird zwischen den beiden Orten hin und her pendeln – um damit, einmal mehr, der permanenten Notwendigkeit, die Welt in Erfahrung zu bringen, Folge zu leisten.

* Petersbach-Anschlussstelle Schwarzes Meer / Urbane Kunstpiloten, Intro-Graz-Spection, 2010

Stipendiat:innen 2013

Markus Jeschaunig und Clara Oppel

Vom Gaisberg über den Hauptbahnhof, durch den Rosengarten einer alten Dame in Waltendorf bis zu einem Waldstück am Ragnitztalweg. Über die Grenzen zwischen öffentlichen und privaten Räumen hinweg, zieht Markus Jeschaunig eine gerade Linie von West nach Ost quer durch das Grazer Stadtgebiet, aktiviert ein Team von Urbanen Tomograph*innen und schickt sie auf einen Film-Trip, um ein simultanes Stadtportrait anzufertigen, das sich in einer Videoinstallation am Linien-Mittelpunkt Künstlerhaus verdichtet. Mit Urban Tomography, seinem Diplomprojekt an der Universität für künstlerische & industrielle Gestaltung in Linz, war der junge Architekt und Künstler 2010 nach Graz zurückgekehrt, um hier und von hier aus, die Linie seiner grundlegenden Themen konsequent weiter zu verfolgen. Öffentlicher Raum/Landschaft/Architektur, Bildende Kunst/Ökologie/Biosphäre. An diesen Schnittstellen entwickelt Jeschaunig, genau beobachtend und analysierend seine interdisziplinär ausgerichteten Projekte, die ausführliche Recherchen verbunden mit der Investition von Zeit und Konzentration in die Konzeption ebenso voraussetzen wie Überzeugungskraft und das Aufbauen von Netzwerken. "Lebt und arbeitet in Graz". Man darf bei Markus Jeschaunig davon ausgehen, dass das Arbeitsstipendium dazu beitragen wird, die biografische Notiz positiv zu besetzen – für den Künstler und für die Grazer Kunstszene.

Clara Oppel ist 1967 in Haßfurt (D) geboren, lebt und arbeitet in Graz. Ihr Werdegang ist von Anbeginn an durch ihren multimedialen und disziplinenübergreifenden Zugang zur Kunst geprägt. Sie studierte ab 1995 an der A.d.b.K. Nürnberg Malerei, an der A.d.b.K. Wien Bildhauerei, an der Musikuniversität Wien am Institut für Elektroakustik, an der HfG in Karlsruhe Medienkunst und wurde schließlich künstlerisch wissenschaftliche Mitarbeiterin an der "Bildenden" in Wien bei Prof. Bruno Gironcoli. Regelmäßig begleiten ihre Laufbahn Preise und Stipendien im/für In- und Ausland. Mit dem für 2013 geplanten Projekt "Zeitklang – Mindspace II" schließt Clara Oppel an ihre multimedialen Präzisionsarbeiten an und formuliert eine audiovisuelle Installation, deren Ausgangspunkt "der Raum im Kopf", der "unsere Gedanken und Emotionen die Realität bestimmen lassen". Ein interessantes Projekt, dessen Umsetzung mit Hilfe eines Stipendiums unterstützt werden sollte.

Stipendiat:innen 2012

Valentin Ruhry und Max Gansberger

In seiner bereits international gezeigten künstlerischen Arbeit setzt sich Valentin Ruhry in überzeugender und immer wieder überraschender Weise mit aktuellen Fragestellungen auseinander. Ruhry arbeitet mit alltäglichen Materialien, deren vielschichtige Verwendung und Bedeutungsverschiebung auf den ersten Blick einfache Lösungen für durchgehend komplexe Situationen erkennen lassen. Ruhrys konsequente und präzise Herangehensweise an die Komplexität unserer Zeit kann als durchaus vorbildhaft für die jüngere Generation Grazer Künstler*innen bezeichnet werden.

Max Gansberger beschäftigt sich seit 1992 mit Gestaltung, Grafik, Video, Elektronischer Musik und künstlerischen Projekten in öffentlichen Räumen. Das Hinterfragen von gängigen Denk- und Wahrnehmungsmustern interessiert ihn wie der Austausch mit anderen Künstlerinnen und Künstlern, der im Dialog zu Ideen führt und Arbeiten entstehen lässt. Sein neues Atelier in Graz folgt diesem Prinzip der Offenheit und dient als "konspirativer Kommunikationsraum", der seine eigene Produktivität ankurbelt und ihn in unterschiedliche Richtungen experimentierten lässt. Max Gansberger gilt als zentrale Persönlichkeit der Grazer Kunstszene, die integrativ in viele künstlerische Bereiche hineinwirkt.

Stipendiat:innen 2011

Der gebürtige Grazer Andreas Heller lebt und arbeitet in Graz und Wien. Er studierte Kunstgeschichte und Architektur in Graz und machte sein Diplom an der Akademie der Bildenden Künste Wien. 2010 erhielt er ein Arbeitsstipendium des Landes Steiermark, 2008 den "Henkel Art Award". 2007 gewann er den "Österreichischen Grafikwettbewerb". Er hat Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen u.a. in Salzburg, Graz und Wien, in London, Peking, Nikosia, Malta, Split und Tel Aviv vorzuweisen.
Aus der Begründung: Andreas Heller tritt in Kommunikation mit dem Bildgedächtnis des/der BetrachterIn, lotet kunst- und kulturhistorische Bezüge aus und beschäftigt sich mit bildbestimmenden Grundlagen. Gleichermaßen werden "klassische Anleihen an die Kontextkunst um einen narrativen Aspekt erweitert und spezifische Abbildungen einer dekonstruierenden Analyse unterzogen und auf ein strukturelles Minimum reduziert" (so der Wortlaut aus dem Ansuchen). Heller ist im forum stadtpark im Programmbeirat für Bildende Kunst zuständig und tut viel für die Grazer Kunstszene. Ein Stipendium würde die Realisierung weiterer Arbeiten ermöglichen.

zweintopf besteht aus den beiden Künstler*innenpersönlichkeiten Maga Eva Pichler, geboren 1981 in Judenburg, und DI Gerhard Pichler, geboren 1980 in Friesach. Eva Pichler studierte an der Ortweinschule Fachrichtung Malerei (mit Meisterklasse) und Kunstgeschichte an der KFU Graz. Seit 2007 absolviert sie ein Masterstudium für Ausstellungs- und Museumsdesign an der FH Joanneum. Gerhard Pichler wiederum studierte Architektur an der TU Graz und seit 2006 Philosophie an der KFU Graz. Als Künstler*innenduo zweintopf stellen sie seit 2006 aus (Novi Sad, Budapest, Wien, Linz; Graz: Kulturzentrum bei den Minoriten, ORF Landesstudio, rotor, Markthalle Lendplatz, Landesmuseum Joanneum, Galerie Patrick Ebensperger, HDA, Hotel Goldener Engel, Bunker Graz, KFU, forum stadtpark u.a.)
Was die Zuerkennung an zweintopf betrifft, verweist die Jury auf die eingangs getroffene Formulierung der beiden Künstler*innen: "Die Zuerkennung eines Stipendiums bedeutet für künstlerische Arbeit vor allem eines: Freiheit." – Die beiden Künstler*innen bereichern, so die weitere Begründung, seit Anbeginn ihrer gemeinsamen Tätigkeit die Grazer Szene. Ihre Installationen und Performances bürgen für höchste Qualität.

Stipendiat:innen 2010

Ingo Abeska absolvierte die HTBL Ortweinplatz und zeichnet sich sehr früh als Multitalent aus, das sich sowohl der Musik und auch der Bildenden Kunst zuwendet. Seit 2003 vollendet er in seiner Arbeitsmethodik täglich zumindest eine Zeichnung, wobei er trotz seiner ausgewiesenen künstlerischen Quaalität nur selten zu öffentlichen Auftritten zu bewegen ist. Vor allem in Kooperationsprojekten mit anderen KünstlerInnnen stellte er u. a. im Forum Stadtpark, beim ESC in der Jakoministraße, gemeinsam mit RHIZOM und Kunstverein rotor aus. Von den Auslandsausstellungen ist insbesondere Rotterdam zu erwähnen.
Für die Auswahl Ingo Abeskas führt die Jury ins Treffen, dass er sehr konsequent künstlerisch arbeitet, teils ironisch kritisch an die Themen herangeht-in einer fast täglichen Auseinandersetzung mit dem politisch-sozialen Leben-und "bei aller traditionellen Handwerklichkeit einen besonders modulierten Strich anwendet". Er erweist sich als "kritischer Beobachter unserer Zeit" und sollte als "unentdecktes Genie trotz der Kleinheit der Szene" in seiner Arbeit zusätzlich unterstützt werden.

Eva Helene Stern ist bereits als aktive und anerkannte Künstlerin vor fünf Jahren nach Graz übersiedelt. In der vergleichsweise kurzen Zeit arbeitete die aus Bayern Gebürtige in einer Personale mit der Akademie Graz zusammen, kooperierte mit den Vereinen Zebra und rotor, stellte ihre biomorphen Formen im Kunsthaus aus, beteiligite sich an Ausstellungen in der Galerie Eugen Lendl, im Medienturm und nahm an Projekten in Frankfurt, Paris, Mailand, Bremen und Tschechien teil.
Eva Helene Stern bereichert seit fünf Jahren die Grazer Kulturszene. Ihre performativen und feministischen Kunstansätze werden sowohl im Grafischen als auch Plastischen umgesetzt. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre Ideen sehr stark vernetzt und mit ihren skulptural-performativen Arbeitsmethoden kosequent Eigenständigkeit entwickelt.