psalm 2019 - Exil

Mannigfaltig sind die Gründe, warum Menschen ins Exil gehen und gingen: Verbannung, Ausbürgerung, Verfolgung, politische, religiöse, soziale oder ethnische Unfreiheit, unzumutbare Lebensumstände, Terrorregime – und noch viele mehr. Geflüchtete Menschen lassen meist alles zurück, was ihnen wichtig ist: Familie, Freunde, persönlichen Besitz – einfach ihr altes Leben. Mitnehmen aber können sie ihre Kultur und ihre Musik – und die kann in der Fremde helfen. PSALM 2019 heftet sich auf die Spuren von sieben unterschiedlichen Exilgeschichten und bringt die Musiken, die sie begleiten, auf die Bühne. Alle sieben Veranstaltungen mit Einführungen (jeweils um 18.40 Uhr im Foyer) finden in der Helmut List Halle statt – und zwar von Palmsonntag, dem 14. April, bis zum Ostermontag am 22. April.

Den Auftakt zum Festival macht am Palmsonntag die biblische Geschichte von „Hagar und Ismael“. Hagar, die Magd des biblischen Paares Abraham und Sara, wurde mit ihrem von Abraham gezeugten Sohn Ismael verstoßen und im wörtlichen Sinne in die Wüste geschickt, als Sara in hohem Alter endlich selbst einen Sohn (Isaak) bekam. Alessandro Scarlatti verarbeitete diese bestürzende Geschichte 1683 in Rom in sein oratorisches Meisterwerk „Agar et Ismaele esiliati“, das die Neue Hofkapelle Graz mit tollen Solisten, darunter dem jungen deutschen Sopranisten Philipp Mathmann, am 14. April aufführen wird.

Spanien 1492 – dieses Datum markiert das Ende einer langen Epoche, in der auf der iberischen Halbinsel Juden, Christen und Muslime friedlich zusammenlebten. 1492 aber kam es im Zuge der katholischen Reconquista zur Zerstörung dieser multireligiösen Gesellschaft, die alle Juden, die nicht konvertierten, ins Exil trieb. In Teilen des Mittelmeerraums fanden die Vertriebenen Aufnahme, überall sangen und spielten sie weiter ihre Lieder. Bis heute leben diese Stücke und Arianna Savall und ihr Ensemble Hirundo Maris lassen die Sehnsucht der Juden nach dieser goldenen Zeit in Spanien wieder spürbar werden, in ihrem Programm „Die blühende Rose“ am 15. April.

Heimatlos werden in Afrika immer mehr Menschen – durch ausbeuterische Regierungen ebenso wie durch den Raubbau an der Natur und an den reichen Schätzen dieses Kontinents. Die Menschen aber sehnen sich nach Frieden und nach wirtschaftlichen Voraussetzungen, die sie einfach nur leben lassen. Nobuntu und Insingizi, zwei A-cappella-Ensembles aus Simbabwe, singen am 16. April in bewegenden Geschichten von dieser Sehnsucht und der Hoffnung auf Veränderung: „Lieder der Hoffnung“.

Eine künstlerische Reise hatte ihn nach Wien gebracht. Dann aber brach zu Hause in Polen ein Aufstand los und Chopin konnte und wollte nicht in die Heimat zurückkehren. Das Heimweh nach seiner Heimat Polen plagte ihn aber sein ganzes kurzes Leben lang, zuerst in Wien, danach auch in Paris. Die polnische Pianistin Aleksandra Mikulska und das Girardi Quartett lassen dieses Heimweh spüren, wenn sie Chopins Werke aus dieser Zeit am
17. April unter dem Titel „Chopin im Exil“ aufführen. Julius Feldmeier liest dazu aus Briefen des Komponisten.

Zwei Königinnen suchten im 17. bzw. 18. Jahrhundert ihr Heil in Rom. Die eine, Christina von Schweden, ging hin, um dort ihren im Heimatland unmöglichen katholischen Glauben ausleben zu können. Die französischstämmige Polin Maria Kasimiera Sobieska verbrachte ihr Witwendasein in Rom. Beide ließen sich dort von den besten Künstlern der Zeit Opern und andere Werke schreiben: von Stradella, Carissimi, Scarlatti oder Corelli etwa. Das Ensemble LaRisonanza unter Fabio Bonizzoni spielt am 18. April ein Programm für „Die Königinnen von Rom“, das zeigt, wie die beiden sich ihr römisches Exil verschönern ließen. Chris Pichler liest dazu historische Berichte aus dem Leben der beiden Exilantinnen in Rom.

Jeder von uns hat Bilder der Menschenmassen im Kopf, die aus Mittelamerika in Richtung der geplanten Trump-Mauer in Mexiko marschieren oder massenhaft Venezuela verlassen. Sie alle laufen davon vor Terror, Kriminalität und Korruption und damit vor unerträglichen Lebensbedingungen im Heimatland. Sie machen sich Sorgen, sind verzweifelt und hoffen doch: Davon singen und spielen der schon lange in Österreich lebende Venezolaner Ismael Barrios und seine Freunde in einem lateinamerikanischen Programm über „El camino a la libertad“, den Weg in die Freiheit: Karfreitag, 19. April.

Das Naziregime in Österreich und Deutschland war einer der dramatischsten Fluchtgründe
im 20. Jahrhundert. Zu Tausenden flohen damals auch die Künstler, wenn sie denn noch konnten. Einer von ihnen war Robert Stolz, der Grazer Komponist, der über Paris in die USA gelangte und selbst zum Fluchthelfer für viele wurde. In New York begann er 1943, den Amerikanern zu zeigen, dass es das im Dritten Reich untergegangene Österreich noch gab, ein „anderes“, ein lebensfrohes, vor Kultur strotzendes Österreich. Für „Robert Stolz – A Night in Vienna“ am Ostermontag, dem 22. April, rekonstruiert Eddie Luis mit seinen Gnadenlosen das wienerische Programm eines Stolz-Konzertes in der Carnegie Hall.

Karten und Informationen zum Festival sind ab sofort im styriarte Kartenbüro erhältlich. www.psalm.at hält alle wichtigen Informationen bereit. Die Kartenpreise liegen bei EUR 42 und 24 (Halbpreis für unter 27-Jährige). Für Vielbucher steht nach wie vor ein sehr vorteilhaftes Viererabo (vier Veranstaltungen nach Wahl zu 98 Euro) zur Verfügung. Mit einem Budget von rund 180.000 Euro werden für das Festival etwa 4.000 Tickets angeboten.

Info-Telefon: 0043.316.825 000
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