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Sergej Lebedew

Unerwartete Verwandtschaft. - Auf der Suche nach Deutschland in Russland.
Fotografien und Texte von Sergej Lebedew (RUS), mit Fotografien von Sandra Vitaljić (HR) und Goran Bertok (SLO).

Eröffnung durch Kulturstadträtin Lisa Rücker

Die Ausstellung des IHAG-writer in exile Sergej Lebedew (RUS) wurde eigens für dieses Kooperationsprojekt erarbeitet. Sie basiert auf Texten (im russischen Original, sowie in deutscher, slowenischer und englischer Übersetzung), in denen er über die Erfahrungen seiner Recherchereisen erzählt. Sergej Lebedew hat vor 5 Jahren begonnen seine russisch-deutsche Familiengeschichte im Kontext des Verhältnisses zwischen Deutschland und Russland im 19. und 20. Jahrhundert zu erforschen. Zufällig hat er vom „deutschen Zweig“ der Familie erfahren. Die deutsche Herkunft war streng gehütet worden, da sie zu frühen Sowjetzeiten einem Todesurteil gleichkam. Seine Recherche führte ihn von Moskau, Leipzig und Berlin bis zur Wolga und dem Nordkaukasus, und umfasst zwei Jahrhunderte. Neben der Familiengeschichte beschäftigten ihn auch deutsche Idealisten und Missionare, die wie sein Vorfahre Julius Schweikart ein neues, gelobtes Land in Russland zu finden hofften, sowie das Schicksal der Russlanddeutschen, die 1941 als Feinde nach Kasachstan deportiert wurden. Lebedew´s Fotos haben einen intuitiv-originären Charakter. Sie spiegeln unmittelbar Erlebtes und Erfahrenes wieder, sowie Geschichten zweier Länder, Nationen, Kulturen, die durch eine tragische, grossteils unaufgearbeitete Geschichte miteinander verbunden sind – was die Ausstellung, so hoffen die VeranstalterInnen – zu einer Brueckenbauerin macht. Sergej Lebedew ist derzeit writer-in-exile im Internationalen Haus der Autorinnen und Autoren Graz (IHAG).

Sandra Vitaljić (HR) zeigt Werke aus der Serie „Infertile Grounds“. Ihre Fotolandschaften sind gekennzeichnet von Traumata, historischen Ereignissen und menschlichen Erfahrungen. Die Örtlichkeiten in den Fotografien sind nicht nur schöne Landschaften, sondern auch Stätten mit starkem symbolischem Charakter aufgrund ihres historischen Kontextes und der Tatsache, dass sie auf unterschiedliche Art und Weise die nationale Identität Kroatiens geprägt haben. Wälder, Felder und Flüsse, die Teil der Volkserzählungen und Mythen sind, die jedoch auch zum Bestandteil eines rhetorisch legitimierten politischen Systems und ihrer Ideologien wurden. Es sind Schauplätze, deren Bedeutung für die nationale Identität durch ihre scheinbare Unberührtheit oft nicht fassbar wird. Die Fotogalerie zeigt von Sandra Vitaljić eine Auswahl von Bilder, die im Rahmen ihres Cultural City Network Graz-Stipendiums 2013 in Graz und Aflenz entstanden sind.

Die Fotoserie „Überlebende“ von Goran Bertok konzentriert sich auf die, sich kontinuierlich wiederholende ideologische Gewalt, mit Hilfe derer verschiedene Herrschaften mit Feuer und Schwert, über Leichen gehend ihre höheren Ziele verfolgt haben. Die Folgen sind unauslöschlich in die traumatischen Erinnerungen und verletzten Körper der Opfer, insbesondere der gewöhnlichen Sterblichen, eingebrannt. Das zentrale Motiv der Serie stellt Portraits ehemaliger Lagerinsassen dar, die keine expliziten Zeichen vergangener Gewalt zeigen, wenngleich ihre Präsenz eine von Terror gekennzeichnete psychologische Substanz ausstrahlt, wie auch einige ihrer Attribute. Die historische Erinnerung ist kurz, auch wenn die Gesellschaft sie in ein paar Fällen künstlich am Leben erhält. Der europäische Kulturraum ist voll von Verlassenschaften des Leidens und des Todes. In diesem Sinne thematisiert Bertok den heutigen Bezug zur vergangenen ideologischen Gewalt und verpflichtenden Empathie als vorgeschriebene Konvention und ethischer Verpflichtung von jedermann.

Eine Doppelausstellung, in Kooperation von Kulturvermittlung Steiermark und Pavelhaus, präsentiert in der Fotogalerie im Rathaus (Graz) und im Pavelhaus (Laafeld). Beide Orte präsentieren Fotografien und Texte von Sergej Lebedew, zusammen mit fotografischen Positionen von Sandra Vitaljić (HR) und Goran Bertok (SLO), denen im Pavelhaus ein größerer Schwerpunkt gewidmet ist.

Sichtbares Unsichtbar - Vidno Nevidno - ВИДИМОЕ НЕВИДИМО - Visible Invisibilities
Sandra Vitaljić (HR), Goran Bertok (SLO), Sergej Lebedew (RUS)

Pavelhaus, Laafeld 30, 8490 Bad Radkersburg
Eröffnung: Freitag, 31. März 2017, 18.30 h

Ausstellungsdauer: 1. April – 1. Juni 2017
geöffnet: Mi–Sa 13.30 – 18.30 Uhr

INFO: www.pavelhaus.at, 03476 3862
Info-Telefon: +43 (0) 316 872 4931
Termine
Eröffnung 3. April 2017, 18:30 Uhr
4. - 30. April 2017, Mo. - Fr. 8:00 - 18:00 Uhr
1. - 12. Mai 2017, Mo. - Fr. 8:00 - 18:00 Uhr
Weitere Informationen
(c) Foto: Sergej Lebedew, Grafik: KV
Organisation: Kulturvermittlung Steiermark, Internationales Haus der Autorinnen und Autoren Graz
Veranstaltungsort/Treffpunkt