Kategorie » Ausstellungen

Ada Kobusiewicz

“I + (I + I + Other + Object + Universe)”
Die Künstlerin Ada Kobusiewicz entwickelte mit der raumgreifenden Installation “I + (I + I + Other + Object + Universe)” eine Arbeit, die sich mit dem Phänomen der Spiegelung auseinandersetzt und sich zugleich der Materialität des Spiegels bedient. Der Spiegel ist seit jeher Medium der Selbsterkenntnis. In der Betrachtung der eigenen Person im Spiegel entsteht eine direkte Beziehung zu unserem Selbst, die uns nach Walter Hilsbecher, auch an unsere Grenzen führen kann. Der Blick in den Spiegel schafft eine Situation in welcher unbewusste Prozesse ausgelöst werden können. Dabei verstricken sich die Besucher*innen in die Schwierigkeiten, wie sie Alice in der Welt auf der anderen Seite des Spiegels erlebt hat.Wie in der Geschichte von Alice im Wunderland, kann der Spiegel als Metapher für die Brücke in eine andere Welt gedeutet werden. Alice erkennt, dass der Spiegel uns nur in einer Täuschung Gewohntes zeigen kann, wird der Blick in den Spiegel genauer, wird man feststellen, dass diese Welt im Spiegel doch nicht dieselbe ist, wie die in der wir uns befinden. Gespiegelte Welten lassen Raum für Fantasie, da sie immer nur einen Ausschnitt preisgeben. Erst in einer bewussten Ablehnung der alltäglichen Erfahrung von Wirklichkeit wird die Spiegelwelt lesbar.

“In den Spiegel zu sehen bedeutet sich mit der inmateriellen Welt auseinanderzusetzen, die der Materie ihre Selbstverstandlichkeit entzieht. Die verschiedenen Winkel der Steigung, die unterschiedlichen Positionen und Formen der Spiegel verwischen die Selbstverständlichkeit, Gewohnheit und Logik.” (Ada Kobusiewicz, 2017)

Die kulturwissenschaftliche Spiegelforschung beschäftigt sich vor allem mit der Subjekt- und Bewusstseinsbildung. Wie Jacques Lacan feststellte, erfährt das Kleinkind seine eigene Person erst durch den Blick des Anderen im Spiegel. Gerade die Differenz von “Ich” und “der Andere” wird zur Basis eines bewusstseinsbildenden Prozesses. Nach Umberto Eco sind Wahrnehmung, Denken und Bewusstsein der eigenen Subjektivität mit der Spiegelerfahrung unentwirrbar verbunden, dabei ist Identität nichts Permanentes, sondern kontextgebunden und sich verändernd. Die Vielfalt der Spiegel innerhalb der Installation erzeugt ein Gefühl von Vielfältigkeit und ermöglicht ein assoziatives Spiel mit Interpretation. Aus immer wieder anderen Winkeln begegnen wir in der Installation dem “Anderen” im Spiegel.

Der Kunsthistoriker und Philosoph Slavko Kacunko schrieb in einer seiner Publikationen: “Mit Hilfe des Spiegels kam der Mensch nicht nur sich selbst, sondern auch den unendlichen Fernen des Universums näher als mit irgendeinem anderen Medium.” [Slavko Kacunko, Spiegel. Medium. Kunst. Zur Geschichte des Spiegels im Zeitalter des Bildes, Paderborn 2010, S.1.] So wird die Installation “I +” zu einem Selbstreflexionswerkzeug – es geht um die Selbstfindung und, neben der Wahrnehmung “des Anderen” und des uns umfassenden “Universums”, um eine Suche nach dem eigenen “Ich”.

Ada Kobusiewicz lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Österreich und Polen. Sie arbeitet als Medien- und Installationskünstlerin mit analogen und digitalen Medien. In ihrer künstlerischen Praxis bewegt sie sich zwischen Forschung, Wissenschaft, dem Experimentellen und dem Authentischen. Ihre Arbeiten neigen dazu, sich auf verwahrloste Umgebungen, vergängliche Räume und die Beziehung zwischen Bewussten und Unbewussten und seiner individuellen und kollektiven Erklärung, zu fokussieren. Sie arbeitet mit ortsspezifischen Umgebungen unter ungewöhnlich authentischen Umständen. Kobusiewicz‘s Arbeiten schlagen eine Brücke zwischen Video, Installation, kinetischer Kunst, Objektkunst und Performance. Sie ist fasziniert von den Kontrasten die sich zwischen Licht und seiner Absenz, allgemeiner Hardware und persönlicher Software und dem Horizontalen und dem Vertikalen entwickeln. Ihre künstlerische Grundlage bilden primär Raum, Bewegung, Körper und Licht. Für Kobusiewicz verstärkt das Licht die Dimensionen des Raumes. Das Licht experimentiert, durch neue Technologien, Improvisationen und manchmal auch große und unerklärliche Zufälle, mit den räumlichen Dimensionen. Im kreativen Prozess ist das primäre Element für Kobusiewicz die Arbeit in eine Bewegung zu überführen oder zur Bewegung werden zu lassen. Kinetische Bilder sind die Inspiration für ihre Arbeiten.
Ada Kobusiewicz wurde in Polen geboren. 2004 zog sie nach Spanien wo sie an der Universität von Granada, an der Fakultät für Philosophie und Kunst studierte, und am andalusischen Instiut für Kunst verschiedene Kurse zu Lichtdesign absolvierte. 2012 schloss sie ihr Masterstudium in Kunst, Forschung und Produktion an der Akademie der Künste in Granada ab und 2014 ihr Masterstudium in Lichtdesign, an der Akademie der bildenen Künste in Novi Sad (Serbien). Seit April 2014 ist Kobusiewicz Forscherin für das PhD Programm „Forschung in der Kunst“ an der baskischen Universität in Spanien. Sie stellte aus in Österreich, Spanien, Serbien, Italien, Kroatien, BIH, Finnland, Dänemark und Grpßbritannien und ihre Arbeiten wurden auf Festivals in den USA, Schweden, England, Österreich, Serbien, Frankreich, Portugal, Deutschland, Mexiko, Spanien, Griechenland, Südkorea, Russland und in anderen Ländern, gezeigt.

Kuration: contemporary collective graz (Elisabeth Saubach, MA & Iris Kasper, BA
Termine
Eröffnung 6. Oktober 2017, 19:30 Uhr
7., 8., 14., 15. Oktober 2017, 16:00 Uhr * und nach Vereinbarung
Weitere Informationen
Öffnungszeiten: 07.10. / 08.10./ 14.10. / 15.10. jeweils ab 16:00 Uhr und nach Vereinbarung (elisabeth.saubach@gmx.at)
Spezialführungen: am Freitag, dem 20.10. um 20:00 Uhr, Samstag und Sonntag, dem 21.10. und 22.10. jeweils um 16:00 Uhr
Austellungsdauer: 07.10. - 04.11.2017
(c) Foto: Ada Kobusiewicz
Veranstaltungsort/Treffpunkt