Kategorie » Theater/Tanz

Geächtet

Von Ayad Akhtar. Aus dem Amerikanischen von Barbara Christ.
Zwei Paare geraten während eines Abendessens in einem New Yorker Appartement aneinander und aus einer anfangs harmlosen, intellektuellen Konversation heraus entwickeln sich Vorwürfe und Anschuldigungen, die zu Rollenkonflikten führen und den Abend eskalieren lassen. Der Gastgeber Amir, erfolgreicher Anwalt pakistanischer Herkunft, ist überaus bemüht, sich an die westliche Gesellschaft anzupassen, und hat nicht nur seinen Vornamen Mohammed abgelegt, sondern dem Islam gleich gänzlich abgeschworen. Von seiner amerikanischen Ehefrau Emily, einer liberalen Künstlerin, die hingegen für islamische Malerei schwärmt und deren Kurator Isaac, der sich seiner jüdischen Wurzeln sehr bewusst ist, muss er sich allerdings vorwerfen lassen, seine Herkunft zu verleugnen und trotzdem muslimische Klischees zu produzieren. Als sich dann noch herausstellt, dass seine afroamerikanische Arbeitskollegin Jory, Ehefrau von Isaac, anstatt seiner befördert wird, dreht der Vorzeigeamerikaner mit Migrationshintergrund durch. Alles Aufgestaute, Unterdrückte, Verleugnete, das er stets akribisch zu vermeiden und verbergen suchte, bricht sich Bahn ...
„Geächtet“ ist ein Stück der Stunde, das die alltäglicher werdenden Konflikte unserer Gesellschaft schonungslos auf den Punkt bringt. In der realistisch-prägnanten Art eines auf den dramatischen Konflikt zugespitzten well-made-plays erinnert dieses Kammerspiel an Yasmina Rezas berühmten „Gott des Gemetzels“. Auch hier tritt die animalische Seite des gebildeten, zivilisierten Menschen ungeschönt zu Tage, hervorgerufen durch Konflikte, die dicht am Puls unserer Zeit liegen. Gezeigt werden mögliche Auswirkungen einer globalisierten, von Migrationsbewegungen geprägten Mittelschicht, in der jede und jeder
zugleich Opfer und Täter ist. Das Stück spricht aus jeder Perspektive Vorurteile an, die verneint und gleichzeitig bestätigt werden, und zeigt das Bedürfnis des Menschen, sich religiösen oder politischen Positionen, Ideologien oder Sinneinheiten hinzugeben oder gar unterzuordnen, wobei diese Kategorien immer mehr verschwimmen.

Ayad Akhtar, geboren 1970 in Staten Island, New York, ist ein pakistanisch-amerikanischer Autor und Schauspieler. Er studierte Theater an der Brown University sowie Regie an der Columbia University. Für „Geächtet“ („Disgraced“) erhielt er 2013 den Pulitzerpreis für Dramatik.

REGIE Volker Hesse
BÜHNE und KOSTÜME Stephan Mannteuffel
DRAMATURGIE Karla Mäder

Video: rocafilm
Musik: Bernhard Neumaier

mit Pascal Goffin, Benedikt Greiner, Florian Köhler, Mercy Dorcas Otieno, Evamaria Salcher
Termine
Premiere 10. Dezember 2016, 19:30 Uhr
13. Dezember 2016, 19:30 Uhr
4. Jänner 2017, 19:30 Uhr * Zusatzvorstellung
13., 18., 19., 25. Jänner 2017, 19:30 Uhr
26. Jänner 2017, 19:30 Uhr * statt Romeo und Julia
9., 11. Februar 2017, 19:30 Uhr
10., 23. März 2017, 19:30 Uhr
4., 7. April 2017, 19:30 Uhr
3., 12. Mai 2017, 19:30 Uhr
Weitere Informationen
(c) Foto: Lupi Spuma
Am 26. Jänner 2017, 19.30 Uhr, spielt das Schauspielhaus Graz aufgrund von Krankheit im Ensemble „Geächtet“ statt „Romeo und Julia“. Bereits gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit, können aber auch im Ticketzentrum retourniert bzw. in eine spätere Vorstellung von „Romeo und Julia“ (1. und 18. Februar, 12. und 30. März) getauscht werden.


Veranstaltungsort/Treffpunkt