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Krisengespräch #4 mit Raúl Zibechi: Die Welt von oben verändern?

Krisengespräch #4 mit Raúl Zibechi: Die Welt von oben verändern? Linke Regierungen und ihre Grenzen

Die linken Regierungen Lateinamerikas haben vor einigen Jahren - über den Kontinent hinaus - Hoffnungen auf eine Politik jenseits des Neoliberalismus geweckt. Den unbestreitbaren Erfolgen in der Armutsbekämpfung steht jedoch entgegen, dass weitergehende gesellschaftliche Veränderungen nur sehr eingeschränkt unterstützt oder in Gang gesetzt worden sind. Trotz teils beachtlicher Unterschiede zwischen den einzelnen Regierungen wurde von Venezuela über Bolivien und Ecuador, bis Brasilien, Argentinien und Uruguay ein „extraktivistisches“ Entwicklungsmodell, der rücksichtslosen Ausbeutung natürlicher Ressourcen, verfolgt. Das brachte die Regierungen häufig in Konflikt mit den Sozialen Bewegungen, die sie zuvor an die Macht gebracht hatten. Durch das Bemühen diese Bewegungen in den Staatsapparat zu integrieren, hatten die Regierungen häufig eine de-mobilisierende Wirkung. Nachdem die Rechte in Argentinien die Wahlen gewonnen, Dilma Rousseff in Brasilien durch einen „kalten Putsch“ aus dem entfernt wurde und Venezuela vor immer größeren Problemen steht, scheinen die linken Regierungen an ein Ende gekommen zu sein, was wiederum die Bewegungen vor ganze neue Herausforderungen stellt. Mir Raul Zibechi werden wir in diesem Krisengespräch die Erfahrungen der letzten Jahre in Lateinamerika und die immer aktuelle Frage nach dem Verhältnis von Partei, Regierung und Bewegung diskutieren.

Raúl Zibechi, geb. 1952 in Montevideo, flüchtete nach dem Militärputsch in Uruguay nach Argentinien und ging 1976 für zehn Jahre ins europäische Exil. Zibechi ist einer der wichtigsten linken Intellektuellen Südamerikas und arbeitet als Journalist und ist Autor zahlreicher Bücher. Sein Interesse gilt der Erforschung, Begleitung und Unterstützung der sozialen Bewegungen Lateinamerikas. „Bolivien. Die Zersplitterung der Macht“ (Edition Nautilus 2009) und Territorien des Widerstands“ (Assoziation A 2011) sind auch in deutscher Übersetzung erschienen. Kürzlich hat er, gemeinsam mit Decio Machado, ein Buch über die Grenzen linker Regierungsprojekte veröffentlicht: „Cambiar el mundo desde arriba. Los limites del progresismo“ (Huaponi Ediciones 2017).
Termine
26. Mai 2017, 19:00 Uhr
Veranstaltungsort/Treffpunkt