Kategorie » Theater/Tanz

Der Auftrag : Dantons Tod

Von Heiner Müller / Georg Büchner
Aufklärung, Menschenrechte, Demokratie, Nationalstaatlichkeit: Die Französische Revolution ist eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Neuzeit, dessen Folgen wir bis heute spüren und ausagieren. Zwei bedeutende deutsche Dramatiker haben zwei berühmte Stücke darüber geschrieben. 1834 stellt Georg Büchner die beiden Revolutionshelden Danton und Robespierre einander gegenüber und formuliert damit die Frage, welcher Weg der richtige sei, um revolutionäre Ideen in einen Alltag zu überführen. 1980 schildert der große ostdeutsche Dramatiker Heiner Müller, wie drei Republikaner auf verlorenem Posten, weit weg von der Heimat Frankreich, versuchen, den Geist der Revolution nach Jamaica zu bringen und dort die Sklaverei zu beenden. Als sich jedoch herausstellt, dass zu Hause längst ein anderer an der Macht ist, Napoleon, suchen die im Stich gelassenen Männer den Ausweg im Verrat, im Tod, in der Depression. Geschichte als Metapher auf die Gegenwart: Die beiden hochpolitischen Autoren suchten in der Vergangenheit Spuren ihrer Gegenwart. Büchner, der im Vormärz die politische Lage seines Heimatlandes analysierte, schrieb mit 22 Jahren sein erstes Drama, „Dantons Tod“. Heiner Müllers Herangehensweise 150 Jahre nach Büchner ist eine gänzlich andere. Der sprachmächtige Geschichtsmetaphoriker leistet im „Auftrag“ poetische Trauerarbeit und zeigt das Scheitern einer Utopie. Und heute? Büchners berühmte Frage: „Was ist das, was in uns hurt, lügt, stiehlt und mordet?“ bleibt bestehen, insbesondere angesichts der Situation in den Ländern nach dem Arabischen Frühling, die auch die Kraft und Überzeugungskraft unseres demokratischen Modells infrage stellen. „Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst!“, heißt es im „Danton“. Der Regisseur Jan-Christoph Gockel, der die vergangene Spielzeit mit „Merlin“ eröffnete, wird dieses Zitat zum Ausgangspunkt nehmen und, wiederum zusammen mit dem Puppenbauer und -spieler Michael Pietsch, Büchner und Müller zusammendenken.

Georg Büchner, geboren 1813 in Hessen, gestorben 1837 in Zürich, war Schriftsteller, Mediziner, Naturwissenschaftler und Revolutionär. Trotz seines schmalen Werkes – er starb bereits im Alter von 23 Jahren an einer Vergiftung – gilt er als einer der bedeutendsten Literaten des Vormärz..
Der ostdeutsche Autor Heiner Müller (1929-1995) gilt als einer der wichtigsten deutschsprachigen Dramatiker* innen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und erlangte auch als Lyriker, Prosa-Autor und Essayist, Interviewpartner sowie Regisseur, Dramaturg, Intendant und Präsident der Akademie der Künste Berlin (Ost) Bedeutung.

REGIE: Jan-Christoph Gockel
BÜHNE: Julia Kurzweg
KOSTÜME: Sophie du Vinage
PUPPENBAU: Michael Pietsch
MUSIK: Komi Mizrajim Togbonou
DRAMATURGIE: Elisabeth Geyer

MIT
Julia Gräfner, Florian Köhler, Raphael Muff, Michael Pietsch, Evamaria Salcher, Komi Mizrajim Togbonou
Termine
Premiere 3. März 2017, 19:30 Uhr
7., 17. März 2017, 19:30 Uhr
5., 13., 26., 29. April 2017, 19:30 Uhr
9., 16. Mai 2017, 19:00 Uhr * Achtung, frühere Beginnzeit!
1. Juni 2017, 19:30 Uhr
Weitere Informationen
(c) Foto: Lupi Spuma
Veranstaltungsort/Treffpunkt