Kategorie » Theater/Tanz

Yellow Line

Komödie von Charlotte Roos und Juli Zeh.
Der Libyer Asch-Schamich ist verzweifelt. Von der Frontex aus dem Mittelmeer gefischt, glauben ihm weder der Grenzbeamte noch die Menschenrechtsaktivistin, dass er gar nicht aus seiner Heimat fliehen und in Europa sein Glück suchen wollte. Andererseits klingt seine Geschichte, eine Kuh sei vom Himmel gefallen und habe sein Fischerboot versenkt, auch reichlich unwahrscheinlich. Derweil versteigert sich einige hundert Kilometer weiter nördlich die Aktionskünstlerin Helene zugunsten der Rebellen in Nordafrika selbst – zum Ärger ihres Freundes Paul. Der Webdesigner rastet wenige Tage später beim Start in den gemeinsamen Pauschalurlaub aus, als er eine gelbe Linie im Sicherheitsbereich des Flughafens übertritt und verhaftet wird. Parallel dazu stellt ein redegewandter Vertreter der Agrarindustrie ein neues, „humanes“ Herden-Management-System vor, das den Tagesablauf von Milchkühen Intelligent und vollautomatisch regelt. Schließlich geistern immer wieder Medienberichte von der Problem-Kuh Yvonne durch die Szene, die vor dem Gang zum Schlachthaus ausgerissen ist. Ob in der Wellness-Kur, beim All-inclusive-Urlaub oder im Frontex-Auffanglager, überall wird der Mensch an die Hand genommen, hinter Zäune und in ein festes Regelwerk gezwängt. Bedeutet die menschliche Sehnsucht nach Freiheit letztendlich doch nichts anderes als den Wunsch nach einem geregelten Leben, in dem man Verantwortung und eigene Entscheidungen delegieren kann? Juli Zeh und Charlotte Roos haben mit „Yellow Line“ eine so temporeiche wie böse Komödie über Freiheitssuche, Bedürfnisgemeinschaften und das Glück der Selbsteinsperrung geschaffen, in der die Grenzen zwischen Pauschalurlaub, Massenzuwanderung und Massentierhaltung verschwimmen und Grenzübertritte im Allgemeinen zum Problem werden. Dabei stehen Zehs und Roos’ Figuren immer wieder vor der Frage, ob es sinnvoll ist, vorgegebene Linien zu überschreiten und wann dabei die öffentliche Ordnung wirklich in Gefahr gerät.

Charlotte Roos, geboren 1974 in Düsseldorf, studierte Germanistik und Romanistik. Sie arbeitete als Regieassistentin und Regisseurin in Graz, Bochum, Hannover und Zürich. Sie schreibt Theatertexte sowie Prosa und Hörspiele.
Juli Zeh, geboren 1974 in Bonn, ist promovierte Juristin mit Schwerpunkt internationales Recht und studierte am Deutschen Literaturinstitut. Ihr erster Roman, „Adler und Engel“, machte sie 2001 schlagartig bekannt, mittlerweile hat sie sich auch als Autorin von Kinderbüchern, Erzählungen und Essays einen Namen gemacht. Ihre Texte wurden in fast 30 Sprachen übersetzt.

REGIE Jan Stephan Schmieding
BÜHNE Frank Holldack, Anne-Sophie Raemy
KOSTÜME Anne-Sophie Raemy
MUSIK Niko Meinhold
DRAMATURGIE Iris Laufenberg

Mit
Helene: Anne Weinknecht
Paul: Simon Käser
Clara: Vera Bommer
Asch-Schamich: Nico Link
Termine
Premiere 22. September 2016, 20:00 Uhr
26. September 2016, 20:00 Uhr
4., 12., 18. Oktober 2016, 20:00 Uhr
4., 19. November 2016, 20:00 Uhr
6., 27., 31. Dezember 2016, 20:00 Uhr
21., 30. Jänner 2017, 20:00 Uhr
6. Februar 2017, 20:00 Uhr
9. März 2017, 20:00 Uhr
2., 25., 28. April 2017, 20:00 Uhr
19., 20. Mai 2017, 20:00 Uhr
1. Juni 2017, 20:00 Uhr
Weitere Informationen
(c) Foto: Lupi Spuma


Veranstaltungsort/Treffpunkt