Kategorie » Lesung/Vortrag/Diskussion

Are You Still Alive?

Voices of Conscience at a Time of Silencing.
Statement:
Isýn Önol (Istanbul, Wien, NewYork), Kuratorin der Ausstellung„Are You Still Alive“.

Im Anschluss moderiert die Schauspielerin Pia Hierzegger (Theater im Bahnhof usw.) ein Gespräch mit:
Dr. Günter Riegler (Kultur-Stadtrat)
Barbara Steiner (Leiterin Kunsthaus Graz)
Karl Stocker (Kulturwissenschaftler Fachhochschule Joanneum, Graz)
Gerlinde Pölsler (Der Falter)
Jörg Winter (ORF-Büro Istanbul)

Kuratiert von Iþýn Önol und Michael Petrowitsch zeigten die Werke der türkischen KünstlerInnen vor allem eines: Es gibt keine allgemeine Sicht auf die aktuellen politischen Vorgänge in ihrem Heimatland. Vielmehr verdeutlichten die gezeigten Positionen einen unterschiedlichen Zugang zur gegenwärtigen Situation. - Den Abschluss bildet nun eine Finissage mit wichtigen Gesprächspartnern.

Die zum Schweigen Gebrachten
Die Schau beleuchtete die Problematik, welche „Algorithmen“ man als KünstlerIn in der Türkei in Zeiten der Veränderung bedienen muss, um in einem zunehmend unterdrückenden System zu überleben und weiter effektiv arbeiten zu können. Gezeigt wurden die Arbeiten der drei KünstlerInnen* aus der Türkei – Berat Iþýk, Didem Erk, Zeyno Pekünlü – absichtlich in keinem Museum, sondern im der Öffentlichkeit zugänglichen ehemaligen Palais Dietrichstein. Einem Haus, in dem Menschen, auch Flüchtlinge, Hilfe für menschenwürdiges Wohnen suchen. Künstlerische Interventionen also, die in die konkrete Raumsituation eingebunden wurden und die mit menschlicher Stimme und künstlerischen Antworten zur Erfahrung einer Zeugenschaft des Unaussprechbaren in einer Zeit des Schweigens Stellung beziehen.

Politik und Poesie
Berat Iþýk beispielsweise bezog sich mit der in bunten Lettern auf eine Leinwand applizierten Frage „Are You Still Alive?“ auf ein gleichnamiges Werk des japanischen Konzeptkünstlers On Kawara und transformierte es auf seine Heimatstadt und die mangelnde Kommunikation zwischen den Bewohnern und dem Rest der Welt. Zeyno Pekünlü ließ in ihrer Arbeit „Father of all Fathers“ eine Auswahl von emotionalen Worten der großen Rede Atatürks im Parlament 1927 in gedruckter Form an einer Fahne durch sämtliche Stockwerke hängen und befreite die Rede dadurch von der eigentlichen Geschichte. Während Didem Erks performativer Installation saß sie an einem Tisch und las unzensierte Literatur von Hrant Dink (ermordeter türkisch-armenischer Journalist und Autor, Herausgeber der Wochenzeitung Agos), ehe sie die Seiten herausriss, im Versuch das Geschriebene in sich aufzunehmen und die zerkauten Seiten aus Ekel wieder auszuspucken. Diese Performance und viele weitere Videos und Installationen gaben einen vielschichtigen Einblick, wie man als Künstler mit sowohl politischen als auch poetischen Arbeiten auf diktaturnahe Umstände reagieren kann.

*Die KünstlerInnen
Didem Erk lebt in Datça, einer kleinen Stadt in der Provinz Mugla im Südwesten der Türkei. Sie studierte an der Sabancý Universität „Visual Arts and Communication Design”. Berat Isýk lebt in Diyarbakir, wo er Malerei an der Dicle-Universität studierte. In dieser Region haben sich die Lebensumstände dramatisch geändert und damit Einfluss auf die künstlerische Produktion genommen. Zeyno Pekünlü lebt und arbeitet als Lehrende an der Kültür University in Istanbul, hat Malerei an der Mimar Sinan Universität in Istanbul sowie an der Universität in Barcelona „Artistic Production and Research“ studiert.
Termine
Finissage 20. April 2017, 19:00 Uhr
Weitere Informationen
(c) Foto: Steirische Kulturinitiative



Veranstaltungsort/Treffpunkt