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Samson Ogiamien - Iyagbons Spiegel

Ein Ausstellungs- und Performanceprojekt von Samson Ogiamien und der französischen Theatergruppe Compagnie Onyrikon in Kooperation mit dem Festival La Strada im studio der Neuen Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum.

Die Restitution afrikanischer Kunstwerke hat sich am Beispiel der „Benin-Bronzen“ nicht nur medial zugespitzt. Dieses Projekt beschäftigt sich als Kooperation mit dem Festival La Strada genau mit diesem Thema und kann als afrikanische Innensicht dieser Problematik verstanden werden.

Kuratiert von: Günther Holler-Schuster


Ich frage nach Oluyenyetuye, Bronze aus Ife
Der Mond sagt, sie ist in Bonn
Ich frage nach Ogidigbonyingboyin, Maske aus Benin
Der Mond sagt, sie ist in London
Ich frage nach Dinkowawa, Thron aus Ashanti
Der Mond sagt, er ist in Paris
Ich frage nach Togongorewa, Büste aus Zimbabwe
Der Mond sagt, sie ist in New York
Ich frage
Ich frage
Ich frage nach Afrikas Erinnerung
Die Jahreszeiten sagen, sie sei verweht mit dem Wind
Der Bucklige kann seine Bürde nicht verbergen.

(Niyi Osundare, Africas Memory, 1998)

Samson Ogiamien hat das Gedicht von Niyi Osundare ergänzt:
Ich frage nach Uhunmwun Elao, Bronzekopf aus Benin
Der Mond sagt, er ist in Wien.


Die Diskussion um die Restitution afrikanischer Kunstwerke und deren Präsentation in den jeweiligen Ursprungsländern hat gerade in letzter Zeit an Dynamik gewonnen. Das Gedicht des nigerianischen Dichters Niyi Osundare zeigt das Problemfeld eindrucksvoll auf. Die afrikanischen Länder und Gesellschaften sind im Rahmen der Kolonisation neben vielem anderen auch ihrer bedeutendsten Kunst- und Kulturgegenstände verlustig gegangen. Man hat diese Länder unter dem Vorwand, den Menschen dort etwas beizubringen, sie kennen und lieben zu lernen, systematisch ausgeplündert. Gewaltige Mengen von Kunst- und Kulturgegenständen gelangten so in die westliche Welt, füllen die ethnografischen Museen von Berlin bis Wien und von New York bis Paris sowie den internationalen Kunstmarkt. Die Verteilung des afrikanischen Erbes über die Museen der Welt hat allerdings in Afrika selbst einen Gedächtnisverlust gewaltigen Ausmaßes verursacht. Mobutu, ehemals zairischer Diktator, wies bereits zu Beginn der 1970er-Jahre darauf hin, dass jedes westliche, reiche Land, auch wenn es nicht die Gesamtheit der Meisterwerke seiner besten Künstler*innen besitzt, doch wenigstens einen großen Teil davon im eigenen Land aufbewahrt. So hat Italien Werke von Michelangelo, Belgien welche von Rubens, Frankreich viele von Renoir, Holland zahlreiche von Rembrandt oder Vermeer. Die Kunstschätze Afrikas sind jedoch überwiegend von ihren Ursprungsgesellschaften getrennt. Wie soll man dort den nachfolgenden Generationen die Geschichte und Kultur ihrer jeweiligen Länder vermitteln?


Afrikanische Kunst, verteilt in ganz Europa

Erschreckend sind die Zahlen, die die Dimension der außer Landes gebrachten Stücke veranschaulichen: So sind etwa 69.000 afrikanische Objekte im British Museum, rund 37.000 im Weltmuseum in Wien, 180.000 im Afrika Museum in Tervuren, 70.000 im Musée du quai Branly und in den Vatikanischen Museen sowie 75.000 im zukünftigen und umstrittenen Humboldt Forum in Berlin. Dagegen umfassen die Inventare der afrikanischen Nationalmuseen, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, kaum mehr als jeweils 3.000 Objekte, meist von eher untergeordneter Qualität. Die Debatte der jüngsten Zeit hat ergeben, dass mit Restitution nicht nur die physikalische Rückgabe von Objekten in ihre Ursprungsländer gemeint ist, sondern dass es dabei auch und vor allem um die Anerkennung der Illegalität des Eigentums geht. Der Akt der Restitution versucht folglich die Dinge wieder an ihren Platz zu bringen – auch auf mentaler Ebene. Dass es dabei niemals um alle in Europa befindlichen Stücke gehen kann, ist plausibel.
Termine
23. - 31. Juli 2021, Di - So 10:00 - 17:00 Uhr
1. - 31. August 2021, Di - So 10:00 - 17:00 Uhr
6., 7. August 2021, 19:45 Uhr * Performance
1. - 30. September 2021, Di - So 10:00 - 17:00 Uhr
1. - 3. Oktober 2021, Di - So 10:00 - 17:00 Uhr
Weitere Informationen
Veranstaltungsort: studio
Eintritt frei!
Nähere Informationen und Tickets für die Performance: www.lastrada.at
(c) Foto: Stefanie Öttl
Veranstaltungsort/Treffpunkt