Kategorie » Theater/Tanz

jedermann (stirbt)

Ferdinand Schmalz
Der erfolgreiche Börsenspekulant Jedermann gibt in seinem Garten ein Fest. Angesichts der Erfolge, die er zu feiern hat, stört ihn wenig, dass draußen ein Krieg ausgerufen und mit Toten gerechnet wird – sein Besitz ist von einer hohen Mauer umgeben. Die gute Gesellschaft ist eingeladen, ebenso die Verwandtschaft, uneingeladen stoßen u. a. der „arme nachbar gott“ und die „buhlschaft tod“ dazu. Doch bald ringt Jedermann mit dem Sterben – und mit der Frage, was von einem Leben übrig bleibt, das ganz auf das Hier und Jetzt ausgerichtet ist.

Das mittelalterliche Gleichnis vom Menschen, der vom Tod geholt wird und vor Gott Rechenschaft über sein irdisches Leben ablegen muss, ist hierzulande vor allem durch Hugo von Hofmannsthal bekannt, dessen „Jedermann“ aus dem Jahre 1911 jeden Sommer vor dem Salzburger Dom mit Staraufgebot zum Besten gegeben wird.

Die neueste Version des Stoffes stammt von Ferdinand Schmalz, der 2018 dafür den Nestroy-Theaterpreis als bester Autor erhielt. Er verwandelt den alten Topos von Leben, Sterben und Sexualität des Menschen in ein zeitgenössisches Gaukler-Party-Spiel über die Gier der Finanzmacht, der die Angst vor dem Nichts und die unangenehmen Fragen nach der eigenen Verantwortung in einer sich mit immer höheren Zäunen schützenden Ersten Welt im Nacken sitzt. Denn wie sehr kann man verdrängen, welchen Anteil man auf der Haben-Seite des Lebens an der Vernichtung der Um- und Mitwelt hat und wie sehr man um der eigenen Bequemlichkeit willen die Zukunft der Nachgeborenen verspielt?

Mit dem Steirer Ferdinand Schmalz, einer der erfolgreichsten österreichischen Autoren, verbindet das Schauspielhaus Graz seit vier Spielzeiten eine intensive Arbeitsbeziehung. Mit „jedermann (stirbt)“ deutet er die alte Geschichte sprachlich hochkonzentriert, ästhetisch inspirierend und formal herausfordernd neu. Und er legt den Finger auf eine Wunde der Gegenwart. Denn auch wenn die Hälfte aller nach 2010 geborenen Kinder heute gute Chancen hat, älter als 100 Jahre zu werden: Der Tod ist unbesiegbar. Es inszeniert Daniel Foerster, der in der vergangenen Spielzeit mit Ayn Rands „The Fountainhead (Die Spitze der Fontäne)“ die Saison eröffnete.
Termine
17., 24. September 2020, 21:40 Uhr
28. Oktober 2020, 20:00 Uhr
Abgesagt! 28. November 2020, 20:00 Uhr
Weitere Informationen
Ort: Schauspielhaus, Haus 2
Veranstaltungsort/Treffpunkt