Kategorie » Ausstellungen

Todschwarze Aufzeichnungen

Günter Brus – Enrique Fuentes
Wenn der kraftvolle Nachwuchskünstler, Maler und Zeichner Enrique Fuentes und der renommierte österreichische Aktionist, Maler und Literat Günter Brus gemeinsam ihre beiden Zyklen „Goya“ und „Catrina“ in der Hofgalerie des Steiermarkhofs präsentieren, dann ist das nicht nur ein wichtiger Moment für die österreichische Kunst, sondern auch ein bedeutender Augenblick für die Kunst international.
Das Gegenständliche in Fuentes Malerei oszilliert im Grenzbereich zwischen Form und Auflösung. In seinen Werken stößt man immer wieder auf Figürliches und auch der intensive Körpereinsatz im künstlerischen Schaffen schlägt eine Brücke zum letzten radikalen Performer Günter Brus.

In Mexiko wird der Tod als selbstverständlicher Bestandteil des Lebens nicht tabuisiert. Stattdessen wird der Día de los Muertos (Tag der Toten) mit einem farbenprächtigen Fest zelebriert. In der mexikanischen Tradition des Totengedenkens spielt La Catrina als die weibliche Personifizierung des Todes (la muerte) eine zentrale Rolle. Fuentes stellt in seiner kontemplativen Annäherung das breite Spektrum der unterschiedlichen Gesichter Catrinas dar.
Für Todschwarze Aufzeichnungen näherte sich Fuentes zeichnerisch den großen Zyklen Disparates (Torheiten), Caprichos (Einfälle) und Desastres de la Guerra (Die Schrecken des Krieges) von Francisco de Goya an und rückt dabei die subjektive Wahrnehmung in den Fokus.

Günter Brus hat anschließend den Darstellungen poetische, handschriftliche Texte hinzugefügt, die in die Werke Fuentes hineinwirken. Das Besondere an dem Kollektiv von Brus und Fuentes ist die Tatsache, dass beide Zyklen, „Goya“ und „Catrina“, in einem gemeinsamen Schöpfungsakt im Atelier von Günter Brus entstanden sind. Ana Brus ist nicht nur für das Kennenlernen der beiden Künstler verantwortlich, sondern sie motivierte und beeinflusste durch ihre exzeptionellen Fähigkeiten beide Künstlerpersönlichkeiten, indem sie ihnen ausgewähltes, handgeschöpftes Papier besorgte. In der Zusammenarbeit mit Enrique Fuentes knüpft Günter Brus an die Tradition erfolgreicher künstlerischer Kollaborationen an wie beispielsweise in den 70er-Jahren mit Christian Ludwig Attersee oder in den 80er-Jahren Arnulf Rainer.
Ästhetische Provokation, nicht Anpassung entspricht den Zielen der rebellischen Kunstschaffenden. Authentizität hat daher für beide Künstler höchste Priorität. Ihre Positionen fordern den Betrachter heraus, Konventionen im Sinne einer freien Interpretation zu überdenken und neu zu definieren. Mit ihrem eigenständigen Weg in der Kunst setzen beide Künstler Kontrapunkte und tauchen durch Zeichnung und Schrift ab in ihr eigenes Ich. Goya und Catrina zeigen uns in Strich und Wort den Tod und das Leben. In diesem Balanceakt werden wir bewusst an die Grenzen des Erklärbaren geführt.
Ing. Johann Baumgartner, MAS
Kurator / Kulturreferent

Zur Ausstellungseröffnung sprechen:
Ing. Johann Baumgartner, MAS, Kulturreferent des Steiermarkhofs
Mag. Christopher Drexler, Kulturlandesrat der Steiermark

Musik:
Ensemple des Johann-Joseph-Fux-Konservatoriums
Termine
Eröffnung 18. September 2019, 19:30 Uhr
19. - 30. September 2019, Beginnzeit nicht bekannt
1. - 28. Oktober 2019, Beginnzeit nicht bekannt
Weitere Informationen
(c) Foto: N. Lackner
Veranstaltungsort/Treffpunkt