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John Carter

"ERWEITERTE MALEREI"
Der britische Künstler JOHN CARTER präsentiert in seiner Ausstellung "ERWEITERTE MALEREI" im Museum der Wahrnehmung MUWA Arbeiten, die im Zeitraum von 1986 bis 2017 entstanden sind. Der Künstler, seit 2007 Mitglied der Royal Academy of Arts, bezeichnet seine Arbeiten als Wand-Skulpturen: "Das Wesen meines Werkes wurde oft als Dialog zwischen Malerei und Bildhauerei beschrieben, ist aber in Wirklichkeit eine Erweiterung der Malerei in den dreidimensionalen Raum."

Die geometrischen Formen, die CARTER gewöhnlich aus Sperrholzplatten ausschneidet, sind hohle Konstruktionen, die er mit einer Mischung aus Acrylfarbe und Marmorpulver beschichtet. Sie haben einerseits Eigenschaften, die für Malerei charakteristisch sind, wie Zweidimensionalität, abgegrenzte Oberflächen und Farbe, andererseits weisen sie skulpturale Merkmale auf, wie Masse, Öffnungen und Einschnitte. Die Arbeiten sind selten rechtwinkelig. Zunächst wirken sie durch ihre Körperlichkeit und den Umstand, dass sie massiv und dennoch konstruiert erscheinen. Sie sind ausnahmslos flach und glatt, treten aus der Wand hervor und betonen damit ihre physische Beschaffenheit, die sich deutlich von der Malerei unterscheidet. Daneben gehört auch die Farbe zu den primären Eindrücken beim Betrachten. In einem weiteren Schritt wird deutlich, dass die Arbeiten auf analytische Weise "lesbar" sind und die Formen nicht zufällig zusammengefügt, sondern Teil eines kohärenten Systems, welches ihre Positionen und Beziehungen zueinander innerhalb der Einheit der Struktur festlegt, sind. Die Arbeiten werden durch Verbinden, Überlappen, Verzahnen, Falten oder Rotieren der Formen zusammengebaut, entstehen aber auch durch die dabei erzeugten Leerstellen, die den Formen ebenbürtig sind.

Die Wechselwirkung der malerischen Elemente ist ein wichtiger Aspekt in CARTERS Werk, beispielsweise wie eine Form mit einer anderen interagiert, um damit eine Illusion von Bewegung zu erzeugen, oder die scheinbare Verzerrung einer Fläche, hervorgerufen durch die Winkel ihrer Seiten. In einigen Arbeiten werden scheinbar identische, in Wirklichkeit jedoch verschiedene Elemente in einer rhythmischen Struktur so über die Fläche verteilt, dass die Struktur schwer auszumachen ist. In anderen Werkgruppen wiederum wird durch nicht exakt senkrechte Linien oder durch Linien, die in einem minimalen Winkel zu vorhandenen echten Vertikalen stehen, ein destabiliserender Effekt erzeugt, der unser Empfinden von Vertikalität in Frage stellt. Das Zusammenspiel dieser Elemente löst Verwirrung aus, hat doch das Auge Schwierigkeiten, diese klar zu erkennen.

Die Oberfläche von CARTERS Kunstwerken besteht aus Acrylfarbe als Träger, vermischt mit Marmorpulver und Pigment. Die Mischung wird mit einer Spachtel aufgetragen und nach dem Trocknen glatt geschliffen. Der Künstler spricht diesbezüglich vom bildhauerischen Prozess im Sinne von "Herstellen" einer Oberfläche, anstelle der Verwendung der vorgegebenen Fläche der Sperrholzplatte. Der Vorgang des Schleifens erzeugt auf der Oberfläche minimale Unterschiede im Farbton, der auf geschliffenen Stellen heller ist im Vergleich zu ungeschliffenen Stellen. Das erzeugt gerade so viel Störung und damit zu fokussierende Stellen, um das Auge nicht aus dem begrenzten Bereich abschweifen zu lassen. Dieser Umstand steigert auch die Fühlbarkeit der Arbeit und demzufolge ihre 'Wirklichkeit'. JOHN CARTER / EVA FÜRSTNER

JOHN CARTER, geboren 1942 in Hampton Hill, Middlesex, Großbritannien. Nach dem Studium an der Twickenham School of Art von 1958 bis 1959 und an der Kingston School of Art von 1959 bis 1963 erhält er 1963 ein Stipendium für Italien von der Leverhulme Stiftung. Während dieser Reise entstehen seine ersten abstrakten Arbeiten an der British School in Rom 1964. Nach seiner Rückkehr nach England arbeitet JOHN CARTER als Assistent des Bildhauers Bryan Kneale. 1966 erhält er das Peter Stuyvesant Reisestipendium in die USA. 1968 nimmt er an der Gruppenausstellung "New Generation:1966" in der Whitechapel Art Gallery in London teil, im selben Jahr findet auch seine erste Einzelausstellung in der Redfern Gallery in London statt, weitere folgen dort in den Jahren 1971, 1974 und 1977. JOHN CARTER erhält mehrere Preise: 1977 den Arts Council of Great Britain Award, 1979 den Arts Council Purchase Award und 1981 einen Preis von der Tolly Cobbold/Eastern Arts/3rd National Exhibition. 1983 erfolgt eine retrospektive Ausstellung seines Werkes an der Warwick Arts Trust in London. Mehrmals - 1980, 1983, 1987 und 1990 - stellt der Künstler in der Nicola Jacobs Gallery in London aus. 1986 nimmt er an der internationalen Gruppenausstellung "Die Ecke" in der Galerie Hoffmann in Friedberg, Deutschland, teil, wo er erstmals mit europäischen konkreten und konstruktiven KünstlerInnen zusammentrifft. Es folgen zahlreiche Ausstellungen in Europa, aber auch in Japan und in den USA. 1993 realisiert CARTER eine monumentale Skulptur an der Technischen Universität in Darmstadt. Parallel zu seinem künstlerischen Schaffen unterrichtet er an Kunstschulen. Aus dem aktiven Berufsleben am Chelsea College of Art and Design zieht er sich 1999 zurück. 2007 wird er zum Mitglied der Royal Academy of Arts gewählt. JOHN CARTER lebt und arbeitet in London.

Eröffnung: Freitag, 14. September 2018, 19.30 Uhr
Im Rahmen der Eröffnung führt MUWA-Leiterin EVA FÜRSTNER ein Gespräch mit JOHN CARTER
Ausstellung: Samstag, 15. September 2018 bis Freitag, 1. März 2019, täglich von 13.00 bis 18.00 Uhr, außer Dienstag
Termine
Eröffnung 14. September 2018, 19:30 Uhr
15. - 30. September 2018, Mi. - Mo. 13:00 - 18:00 Uhr
1. - 31. Oktober 2018, Mi. - Mo. 13:00 - 18:00 Uhr
1. - 30. November 2018, Mi. - Mo. 13:00 - 18:00 Uhr
1. - 31. Dezember 2018, Mi. - Mo. 13:00 - 18:00 Uhr
1. - 31. Jänner 2019, Mi. - So. 13:00 - 18:00 Uhr
1. - 28. Februar 2019, Mi. - So. 13:00 - 18:00 Uhr
1. März 2019, 13:00 - 18:00 Uhr
Weitere Informationen
(c) Foto: John Carter / MUWA
Veranstaltungsort/Treffpunkt