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Talking (about) images

Nach einer ersten Etappe in der Galerija Kortil in Rijeka kommt die Ausstellung Talkling (about) images von 29. Mai bis 12. Juni 2018 in die Kunsthalle Graz und setzt ihre Reflexion über die Rolle und die Kraft der Bilder in der zeitgenössischen Gesellschaft zwischen Individualbewusstsein und Massenkultur fort.

Das Projekt, das von Francesca Lazzarini und Marta Rovetta für Cultural Inventory kuratiert und vom Bundesland Steiermark unterstützt wurde, gliedert sich in eine vierteilige Wanderausstellung und ebenso viele Eröffnungsevents mit acht KünstlerInnen aus verschiedenen Ländern, die mit unterschiedlichen Ausdrucksmitteln arbeiten: The Cool Couple, Severin Hirsch, Kate Howlett-Jones, Neža Knez, Maryam Mohammadi, Nika Rukavina, Alessandro Sambini und Christoph Szalay. Im Fokus der Ausstellung stehen die Beziehung zwischen Bildern und der Wirklichkeit, die sie abbilden, die Mechanismen, die ihre Produktion und Verbreitung regeln, die Ambiguität, die sie hervorzubringen vermögen, aber auch ihr Potential als gemeinsame Universalsprache.

In der Tat bedürfen Bilder anders als Worte keiner Übersetzung, um von Menschen aus unterschiedlichen Sprachräumen und Kulturen verstanden zu werden, und stellen deshalb potentiell ein uneingeschränktes Mittel der globalen Kommunikation dar. Nichtsdestotrotz sind Bilder ihrer Natur nach ambivalent und ihre Interpretation ist weit entfernt davon, objektiv zu sein. Aufgrund ihrer Überzeugungskraft kommt Bildern eine Schlüsselrolle in der globalisierten Welt zu: Sie bilden ein Vehikel der Ideologien und eine der wichtigsten Waffen im Kampf um die strategische Kontrolle der kollektiven Vorstellungskraft.

In Talking (about) images werden Bilder als autonome Sprache aufgefasst. Bei dem partizipativen Projekt, aus dem die Installation Imag(in)e Ka-mi-ze entstanden ist, setzt Neža Knez die Zeichnung als Instrument ein, um Kinder zur Beteiligung an der Planung einer besseren Zukunft aufzufordern. Mit der Arbeit Lemmings fördert Severin Hirsch einen eigenständigen Gebrauch von Bildern und Worten, die gleichfalls als Symbole aufgefasst werden. In Memories Icon untersucht Maryam Mohammadi die Art und Weise, wie Bilder das individuelle Gedächtnis und die visuelle Kultur prägen.

Zudem erforscht die Ausstellung das Potential und die Grenzen der visuellen Sprache sowie ihre Interaktion mit anderen Ausdrucksmitteln. In diesem Sinne verwendet The Cool Couple in Everyday Gif-Memes, um den Einfluss der sogenannten „sekundären Visualität“ auf unser Leben hervorzuheben. In dem Pocket Dictionary of the world’s Most Iconic Photographs von Kate Howlett-Jones ist jedes Stichwort durch einen poetischen Text definiert, der ausgehend von Online-Kommentaren zu den Bildern geschrieben wurde. Christoph Szalays Installation It’s not your time to get your angel’s wings just yet geht aus der symbolischen Geschichte der Titanic und deren Reaktualisierung durch ein Computerspiel hervor, um über die Repräsentation und das Aushandeln von Wirklichkeit nachzudenken.

Schließlich hinterfragt Talking (about) images die Verantwortlichkeiten, die mit der Produktion und dem Konsum von Bildern verbunden sind. In Nika Rukavinas Video und Performance The Illusion of Truth wird der propagandistische Gebrauch von Bildern und deren passive Rezeption im Alltagsfluss denunziert. In Alessandro Sambinis Spelling Book werden die analogen Ergebnisse eines automatischen Lernprozesses präsentiert und dabei Fragen nach dem Lernbegriff selbst, nach der Erkenntnisentwicklung und dem notwendigen Bewusstsein bei der Kreation neuer Bilder aufgeworfen.

Die Videoinstallation The Images of our Dreams des Kollektivs Discipula, die anlässlich der Eröffnung in Rijeka Eingang in das Projekt gefunden hat, skizziert hypothetische Szenarien, die für die Beziehung zwischen Bildern und Menschen repräsentativ sind.

In der Folgezeit wird Talking (about) images von 28. September bis 18. November nach Triest und anschließend nach Slowenien wandern.

In Zusammenarbeit mit Galerija Kortil, Kunsthalle Graz, MLZ Art Dep, dem Italienischen Kulturinstitut in Slowenien, dem Österreichischen Kulturforum Ljubljana, POIUYT und dem Kunsthistorikerverband Rijeka.

Kuratiert von Francesca Lazzarini und Marta Rovetta

KünstlerInnen

The Cool Couple (oft TCC abgekürzt) ist ein Künstlerduo aus Mailand, das von Niccolò Benetton (1986) und Simone Santilli (1987) 2010 gegründet wurde. Der Fokus ihres künstlerischen Schaffens liegt auf den Spannungen, die alltäglich in der Relation zwischen Menschen und Bildern entstehen. Die Idee, dass Bilder wie aktive Knoten in einem Netzwerk fungieren, gepaart mit einem besonderen Augenmerk auf die Produktionsweise, entfaltet sich durch die Verwendung verschiedener Ausdrucksformen, die von der Kunstfotografie bis hin zu elektrostatischen Tüchern, Meditationsräumen und chinesischen Musikbands reichen. Ihre Werke wurden in den folgenden Einrichtungen gezeigt: Centre for Contemporary Culture Strozzina, Stiftung Bevilacqua La Masa, Unseen Fotofestival, Centquatre, Les Rencontres d’Arles, MACRO. Sie wurden 2015 vom Fotomuseum Winterthur für Plat(t)form ausgewählt. TCC wurde der Fabbri-Preis für zeitgenössische Kunst 2014, der Graziadei-Preis 2015 und im Jahr 2017 der Preis Euromobil Group Under 30 sowie der ArtVerona-Fotografiepreis Under 40 verliehen. Niccolò und Simone sind Gründer der Coverband Rui & the Rainbow Dragons.
Discipula ist ein Kollektiv, das 2013 von MFG Paltrinieri, Mirko Smerdel und Tommaso Tanini gegründet wurde und im Bereich der zeitgenössischen visuellen Forschung tätig ist. Durch die Verflechtung verschiedener Praktiken – Publikations- und Ausstellungsprojekte, Vorträge und Workshops – untersucht Discipula die Rolle und die Bedeutung von Bildern im Kontext zeitgenössischer Medien. Die Arbeit im Kollektiv wendet sich den Bildern als Mittel zur Kontrolle des politischen und ökonomischen Bewusstseins zu und untersucht deren Kraft, die auf die Wahrnehmung des Zuschauers einwirkt. Ihre Projekte laden dazu ein, den Wert der Bilder anders zu betrachten und die Bedeutungen, die sich hinter der Ideologie der Kommunikation verbergen, zu erkennen. Seit 2013 ist Discipula in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Italien und im Ausland vertreten, u.a. Krakow Photomonth, Unseen Photo Fair - Amsterdam, Photo 50 - London Art Fair, Mathildenhöhe Darmstadt, FORMAT Festival - Derby, Kunsthalle Budapest, Tokyo Institute of Photography. Zudem wurden Discipula nationale Preise (Fabbri-Preis 2016, Bastianelli-Preis 2015, Pesaresi-Preis 2014) sowie internationale Preise (Les Rencontres d’Arles, Author Book Award 2015) verliehen.

Severin Hirsch wurde in Celje (Jugoslawien) geboren. Sie besuchte die Schule für Design, Grafik und Fotografie in Ljubljana. Seit 2003 lebt sie in Graz. Sie arbeitete in Slowenien und Österreich als Fotografin und Restauratorin, bevor sie sich der künstlerischen Tätigkeit widmete und 2013 die Meisterschule für Kunst und Gestaltung/Malerei bei Prof. Erwin Talker absolvierte. Ihre Arbeiten reichen von der Medienkunst, Installation bis hin zur Malerei und hinterfragen die gesellschaftlichen Veränderungen und den Wertewandel. 2016 wurde ihr der Kunstförderpreis der Stadt Graz verliehen.

Kate Howlett-Jones wurde 1971 in London geboren. Nach dem Abschluss des Masterstudiums in Französischer und Russischer Literatur an der Universität Oxford (1989-1993) zog sie 1999 nach Österreich, wo sie als Autorin und Textkünstlerin arbeitet. Seit 2013 ist sie Gründungsmitglied von The Daily Rhythms Collective, eine Plattform interdisziplinärer und internationaler Künstlerinnen, die in Graz leben. Zu ihren neuesten Ausstellungen und Projekten im öffentlichen Raum zählen Shifting Constellations (Minoriten, Graz 2015), Rose of the Winds (Sarajevo, Triest, Graz 2015), Verfolgt, beraubt, vertrieben (rotor 2016), sublim (esc medien kunst labor 2016), Stories from the Edge (MLZ Art Dep Triest, Galerie Kortilj und Kunsthaus Graz 2016), steirischer herbst 2016 sowie Erzählungen der Ankunftsstadt (rotor 2016). Ihre Arbeit entfaltet sich an der Grenze zwischen Texten, Objekten und Installationen in Auseinandersetzung mit der künstlerischen Dynamik der Sprache und des Erzählens in ihrer Interaktion mit dem Visuellen und dem Raum.

Neža Knez wurde 1990 in Ljubljana geboren. 2014 schloss sie das Studium der Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste und Design ab, wo sie zurzeit das Masterstudium unter der Leitung von Prof. Jože Barši absolviert. Sie arbeitet mit verschiedenen Medien, u.a. mit Audio, Video, Fotografie, dem eigenen Körper und den Körpern anderer Personen, Zeichnung und Skulptur. Ihr wurden zahlreiche Preise verliehen: Erwähnung und Auszeichnung für außerordentliche akademische Ergebnisse der Akademie der bildenden Künste, Universität Ljubljana, Preis für Innovation in den graphischen Künsten, Prešeren-Preis der Akademie der bildenden Künste, Nominierung für den renommierten OHO-Preis, der vom Institut P.A.R.A.S.I.T.E. (Ljubljana) in Zusammenarbeit mit der Foundation for a Civil Society (New York) ausgelobt wird. Ihre Arbeiten werden im Rahmen von Ausstellungen und Residenzprogrammen im In- und Ausland gezeigt.

Maryam Mohammadi arbeitet als Dokumentar- und Stage-Fotografin. Nach dem Abschluss des Doktoratsstudiums in Visueller Kommunikation und Fotografie an der JEP-Universität unterrichtete sie mehrere Jahre an der Teheran University of Arts. Ihre Werke wurden in Iran und Europa ausgestellt. Seit 2009 lebt sie in Graz, wo ihr der Kunstförderpreis verliehen wurde. In ihren Arbeiten untersucht sie, wie gesellschaftliche, kulturelle und religiöse Umstände das Leben der Frauen sowohl im lokalen als auch im globalen Kontext beeinflussen und sich auf ihre persönlichen Biographien und Identitäten auswirken. In den letzten Jahren arbeitete sie in interkulturellen Jugendzentren in den Bereichen Abbau von Geschlechterstereotypen sowie Betreuung und Unterstützung von Frauen und MigrantInnen. 2015 trat sie dem Grazer Frauenrat bei.

Nika Rukavina wurde 1980 in Rijeka (Kroatien) geboren, wo sie lebt und arbeitet. Sie studierte Bildhauerei an der Akademie der Schönen Künste Venedig und arbeitet mit verschiedenen Medien, von der Performance- und Installationskunst bis hin zur Malerei, Skulptur und Videokunst. Ihr Hauptinteresse gilt der Suche nach neuen Perspektiven auf allgemein anerkannte Ansichten. Sie hat in folgenden Einrichtungen ausgestellt: Kunsthaus Graz; Magazzini del Sale, Venedig; Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, Rijeka; Pyramida, Tirana; Kulturzentrum, Belgrad; Blaenau Ffestiniog, Wales; Galerie A + A, Venedig; Galerie Bevilacqua La Masa, Venedig; Galerie Nuova Icona, Venedig. Sie ist unter den Gewinnerinnen des Ivo-Kalina-Kunstpreises der Stadt Rijeka für die beste Ausstellung 2009 (International Art Project).

Alessandro Sambini (Rovigo, 1982) lebt und arbeitet in Mailand, wohin er nach dem Abschluss des Bachelorstudiums in Art & Design an der Freien Universität Bozen und des Masterstudiums in Research Architecture am Institut für Visuelle Kulturen am Goldsmiths College der Universität London zog. In Mailand begann er mit Bildern, Videos und gemischten Medien zu arbeiten und die Bedürfnisse und Modalitäten zu erkunden, die die Produktion neuer Bilder, deren Zirkulation und Verbreitung sowie die unterschiedlichen Beziehungen, die sich zwischen dem Bild selbst und dessen Betrachtern aufbauen, regeln. Gezeigt wurden seine Arbeiten in namhaften Museumseinrichtungen wie MUSEION, FORMA, MUFOCO, MAST, MA*GA, Triennale Mailand und Kunsthaus Graz. 2017 wurde er vom Fotomuseum Winterthur für Plat(t)form ausgewählt.

Christoph Szalay wurde 1987in Graz geboren. Er studierte Germanistik an der Karl-Franzens-Universität Graz und Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin. Er ist als Autor, Performer und Kurator tätig. Zu seinen neuesten Arbeiten zählen: SPACE=WOW (BUT I STILL MISS YOU, EARTH) als Publikation für Spacecraft Press 2017 und als Performance für Minoriten Graz und Musiktheatertage Wien, Werk X, 2017; When I think of Palace, Lesung in drei Teilen, Forum Stadtpark & Steirischer Herbst 2016; Re-Considering Trieste or OH, HOW I WANTED TO BE YOUR BABY (but you wouldn't let me), limitierte Auflage von 100 Exemplaren für AiR Triest 2016; Alex und der Mond, Kinderbuch mit Illustrationen von Lisa-Maria Wagner, Luftschacht 2016.
Termine
Eröffnung 29. Mai 2018, 18:30 Uhr
30. - 31. Mai 2018, Di. - Fr. 16:00 - 19:00 Uhr
1. - 12. Juni 2018, Di. - Fr. 16:00 - 19:00 Uhr
Weitere Informationen
(c) Foto: Alessandro Sambini, Spelling Book, Detail, 2018
Veranstaltungsort/Treffpunkt