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Christian Egger

Graz, ich hab Dich was gefragt (Arbeiten/Works 2013–2016)
Die für Ebensperger Graz konzipierte Ausstellung von Christian Egger setzt sich aus zwei Werkserien der letzten drei Jahre zusammen.

Die erste Serie besteht aus zahlreichen Kopien in DIN A4, die als Vorlage für mit Tintenpatronen gemalte Zeichnungen dienen. Die bewusst im Arbeitsprozess gewählte Beschränkung auf DIN A4 und Tinte beschleunigt einen expressiven malerischen Akt, limitiert und steuert ihn. Durch die kontinuierliche Fortführung dieser Skizzenserie über mehrere Jahre entstand ein Archiv von ca. 3000 Zeichnungen, ein naives Vokabular von Linien und Formen entwickelt aus der intensiven Beschäftigung mit der Formensprache der abstrakten Avantgarden. Diese werden in weiterführende Übertragungen auf großformatige Leinwände, Spiegel oder wie nun in „Graz, ich hab Dich was gefragt (Arbeiten/Works 2013–2016)“ im ersten Raum der Galerie großflächig und in korrespondierender Abstimmung mit dem besprayten Mauerhintergrund installativ gehängt. Zu dem Titel erklärt Egger: „Ich wollte die Zeit meiner Kuratorentätigkeit als eine direkte Frage an die Stadt, in der ich diese ausübte, adressieren. Da ich glaube, dass sich die Tätigkeit sowohl der Kunstproduktion als auch des Kuratierens weder vom Ort noch der Zeit in der sie passieren, trennen lassen, gerade in einer Zeit, in der es wesentlich mehr Stimulation denn Zeit für die Reflexion gibt. Die Ironie des Titels ist natürlich, dass ich in den Jahren 2013 bis 2016 nur beschränkt Arbeiten entwickeln und zeigen konnte.“

Die zweite Werkserie widmet sich skulpturalen Fragen, in denen der Künstler mehrere weibliche Modelle, die unterschiedlichen Bestandteile der Skulpturen im Zuge eines Fotoshootings mit ihren Händen zu halten bat. Die dabei entstandenen Fotodokumentationen halten wiederum die Skulpturen über den verspiegelten Sockeloberflächen zusammen. Diese Werke präsentieren so die Geschichte ihrer Entstehung mit, werden erst durch die an ihnen angebrachte Dokumentation zu solchen. Dadurch seziert Egger nicht nur den Mythos des genuin schöpferischen Akts der Bildhauerei, er enthält ihn entmystifizierend vor und beschreibt stattdessen die Lücke, die zwischen Container und Content für gewöhnlich nicht aufgegeben werden soll. Eine ,natürliche‘ Verbindung zwischen dem Trägermaterial des Kunstwerkes und den generierten Bildern, das heißt zwischen dessen Signifikant und Signifikat, besteht hier nicht. Eine Annahme, die durch die Umkehrung des Innen und des Außen der dafür verwendeten Sockel zusätzlich Bedeutung erfährt. Der Künstler verweist hier auf eine Vielzahl der Implikationen, die heute eine skulpturale Produktion begleiten. „Ein Objekt ‚enthält‘ also nicht nur die zu seiner Herstellung benötigte Zeit, sondern auch die zur Herstellung der Hersteller/-innen benötigte Zeit und genau genommen auch die zur Herstellung der Institutionen, die die Hersteller/-innen herstellten, nötige Zeit, natürlich nur anteilig bezogen auf die Menge an Zeit, die der Hersteller oder die Herstellerin für dieses Objekt benötigte, im Verhältnis zu all der gesamten anderen Zeit, die er oder sie damit verbracht hat, das Gelernte anderswo und anderweitig anzuwenden. Wir beschränken uns hier auf die Zeit, die Menschen mit Material verbracht haben – natürlich hat auch das Material seine historische und geologische, biologische und kosmische Zeit. Uns geht es aber um die Zeit, die verwertet werden kann, und das ist Arbeitszeit“ (Diederich Diederichsen, Zeit, Objekt, Ware, in: Texte zur Kunst, Heft Nr. 88, 2012). Der Künstler dankt Lisa Edi, Rike Hemedinger, Martin Hotter, Helene Romakin, Anna Schwarz, Catharina Wronn, Maria Ziegelböck.

Geboren in Innsbruck, lebt Egger in Wien als Künstler, Musiker und Kritiker. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Peter Kogler und Constanze Ruhm. Er unterrichtete 2010 an der Modeschule Wien, Schloss Hetzendorf, „Mode meint Populärkultur“, war als Kurator am Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien, KM in Graz tätig (2013 bis 2016) und im künstlerischen Beirat Kunsthalle Exnergasse (2008 bis 2011). Er ist zudem seit 2002 Mitherausgeber der Künstler/innenzeitschrift www.ztscrpt.net. Er publizierte mehr als 70 Beiträge in Katalogen und Zeitschriften wie Camera Austria, Kunst-Bulletin, Springerin, Spike Art Quarterly und Texte zur Kunst.
Info-Telefon: +49 30 46065821
Termine
Eröffnung 5. Mai 2017, 19:00 Uhr
6. - 31. Mai 2017, versch. Beginnzeiten * Nach Besuch nach Vereinbarung möglich!
1. - 16. Juni 2017, versch. Beginnzeiten * Nach Besuch nach Vereinbarung möglich!
Weitere Informationen
(c) Foto: Maria Ziegelböck
Veranstaltungsort/Treffpunkt